Sachsen

1. Der eine nach Sachsen, der andere dorthin, wo die Bäume wachsen.

Um Parteiungen zu schildern. Als August II. von Sachsen durch eine Parteiverbindung (1704) zu Warschau als König von Polen entsetzt worden war, wurde auf Antrieb Karl's XII. von Schweden Stanislaus Leszczyński zum Könige von Polen erwählt. Das Land theilte sich nun in zwei feindliche Haufen, die sich, wo sie sich trafen, bekämpften. Wer sich auf August's Seite schlug, gehörte zu den Sachsen; wer sich zu Leszczyński hielt, zu der, wo die Bäume wachsen, von Leszczyna – Haselstaude, wofür der Kürze halber do lasa (Wald) gesagt wurde. (Wurzbach I, 82, 25.)

Poln.: Ten do Sasa, ten do lasa.


2. In Sachsen, wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen.Hesekiel, 11.

Wekhrlin (Paragraphen.) sagt: »Das Sprichwort irrt. Wenn sich die Linie der weiblichen Grazie an einen gewissen Erdstrich hielte; so würde es vermuthlich jener vom Inn an bis an den Ausfluss des Main sein, das Land zwischen Salzburg, Prag, Mainz und Schaffhausen.« Nach Andrä ist das alte Niedersachsen und vorzugsweise die lüneburger Heide unter jenem Sachsen zu verstehen. Das Sprichwort soll in Hildesheim entstanden und zunächst von den dortigen Mädchen gegolten haben. »Die wahren Perlen der Heide«, sagt er, »sind die Weiber in Celle, wo auch das schönste Deutsch gesprochen wird, ohne Dialekt.«

Engl.: Lancashire fair women. (Bohn II, 209.)

Frz.: Qui veut voir une belle femme doit aller à Bachat (oder Bacha, persische Stadt am Kaspisee). (Voyages de Vincent le Blanc, 1858, S. 38.) (Leroux, I, 188.)


3. Ist einer aus Sachsen, so ist ihm auch der Schnabel danach gewachsen.

In Bezug auf den so scharf hervortretenden und daher leicht erkennbaren sächsischen Dialekt.


4. Wer in Sachsen Dresden nicht gesehen, der hat nichts gesehen.Berckenmeyer, 299; Hesekiel, 21; Deutsche Romanzeitung, 1866, Nr. 43, S. 551.


*5. Er ist in Sachsen gewesen.

So bezeichnete man nach Karl's XII. Zuge nach Sachsen in Schweden einen Reichen.


*6. Er ist Sachsen und Böhmen durchlaufen und doch nichts geworden.Laus. Magazin, 30, 252.


[Zusätze und Ergänzungen]

*7 Das ist in Sachsen auch so.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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