Beauvais

Beauvais

[205] Beauvais, Hauptstadt des franz. Departements der Oise, liegt in einem schönen, von bewaldeten Hügeln umschlossenen Thale am Therain, in den hier der Avalon mündet, hat meist hölzerne, alterthümliche Häuser und 13,000 Einw., die ansehnlichen Handel und vorzüglich Wollen-, Leinwand- und Teppichfabrikation betreiben.

Ausgezeichnete Gebäude sind: die aus dem 14. Jahrh. herrührende, hier von der Südseite abgebildete Kathedrale zu St.-Peter, die aber ohne Thürme und deren Chor allein völlig ausgebaut ist; ferner die im Style des strasburger Münster erbaute Pfarrkirche zum h. Stephan mit guterhaltenen Glasmalereien, und das Rathhaus. Schon zu Julius Cäsar's Zeit stand hier die Stadt Cäsaromagus, welche später nach den Bellovakern, einer belgischen Völkerschaft, Bellovacum genannt wurde. Die Normannen verheerten B. mehrmals, das auch später mehre Belagerungen auszuhalten hatte, unter denen die von Karl dem Kühnen von Burgund im J. 1472 vergeblich unternommene eine der merkwürdigsten ist. Auch die Frauen hatten Theil an der Vertheidigung genommen und eine derselben während eines Sturmes einen schon auf die Mauer gelangten feindlichen Bannerträger wieder hinabgestürzt und sein Fähnlein erbeutet. Zum Andenken dieser That verlieh Ludwig XI. den Frauen von B. das Recht des Vortritts vor den Männern bei der jährlich zu Ehren der Schutzheiligen der Stadt zu haltenden Procession. Von mehren hier gehaltenen Kirchenversammlungen ist die von 1114, welche Kaiser Heinrich V. von Neuem excommunicirte, die wichtigste.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 205-207.
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