Beauvais [1]

[527] Beauvais (spr. bōwä), Hauptstadt des franz. Depart. Oise, am Zusammenfluß des Avelon und Thérain, Knotenpunkt der Nordbahn, hat mehrere Vorstädte, breite Straßen und meist mittelalterliche Giebelhäuser. Die Kathedrale ist ein unvollendeter gotischer Prachtbau aus dem 13. und 14. Jahrh. mit berühmtem, 48 m hohem Chor (der 153 m hohe Turm stürzte 1573 ein); unter den übrigen Kirchen zeichnet sich die zu St.-Etienne durch Glasmalereien aus. Von andern öffentlichen Gebäuden verdienen das stattlich-Rathaus (1753 erbaut) und das Justizgebäude Erwähnung. Die Wälle der Stadt sind in Promenaden umgewandelt. B. hat (1901) 19,962 Einw., eine seit 1664 bestehende Tapeten- (Gobelins-) Fabrik sowie Fabriken für Tuch, Wollendecken, Teppiche, Posamentierwaren, Kunsttischlerarbeiten, Kerzen und Chemikalien. B. ist der Sitz des Präfekten, eines Bischofs. eines Handelsgerichts und einer Gewerbekammer; es hat eine Bibliothek, ein archäologisches Museum, ein theologisches und ein Lehrerseminar, ein Lyzeum, ein Collège und eine Ackerbauschule. – B., das nach seiner Eroberung durch Cäsar den Namen Caesaromagus erhielt, trat als Hauptstadt der Bellovaker an die Stelle des alten Bratuspantium (bei Breteuil). Auf einem 1114 in B. abgehaltenen Konzil wurde Kaiser Heinrich V. in den Bann getan. Bei dem großen Bauernaufstände der Jacquerie (1358) wurde B. der Mittelpunkt der Empörer. Früher befestigt, ward B. 1420 den Engländern überliefert, die aber 1430 durch Jeanne d'Arc wieder vertrieben wurden, und 1472 gegen Karl den Kiihnen von den Weibern unter Anführung der Jeanne Fouquet, genannt Jeanne Hachette, tapfer verteidigt. Der Heldin wurde 1851 auf dem Marktplatz der Stadt ein Denkmal (von Dubray) errichtet. Vgl. Beaumanoir (s. d.), Les coutumes du Beauvaisis; Labande, Histoire de B. (Par. 1892); Renet, B. et le Beauvaisis dans les temps modernes (Beauv. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 527.
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