Dinter

[570] Dinter (Gust. Friedr.), einer der verdienstvollsten Schulmänner der neuern Zeit, wurde am 29. Febr. 1760 zu Borna geboren, wo sein Vater Gerichtsdirector war, erhielt seine wissenschaftliche Bildung auf der Fürstenschule zu Grimma und seit 1780 auf der Universität Leipzig, wo er eigentlich gegen den Wunsch seines Vaters Theologie studirte. Er war dann fünf Jahre Hauslehrer, wurde 1787 Substitut und nachher Pastor zu Kitzscher bei Borna, folgte 1797 einem Rufe als Director des Schullehrerseminariums nach Dresden, vertauschte jedoch 1807 dieses für seine Gesundheit nachtheilige und mühevolle Amt wieder mit dem Pastorate zu Görnitz bei Borna, 1817 wurde er aber Doctor der Theologie und kön. preuß. Consistorial- und Schulrath zu Königsberg, wo er am 29. Mai 1831 starb. Die großen Verdienste, welche sich D. in allen seinen Wirkungskreisen erwarb, gingen aus einer entschiedenen Neigung für den erwählten Beruf hervor, zu welchem er die glücklichsten Naturanlagen hatte, die er auch frühzeitig und sorgfältig ausbildete und schon von seinem 15. Jahre an unterrichtete er um des Vergnügens willen. In seinen Pfarrämtern wirkte er ebenso sehr für Fortbildung der Erwachsenen wie für den Unterricht, indem er auf eigne Kosten talentvolle Jünglinge zu Schulmännern bildete, die später viel zur großen Berühmtheit D.'s beitrugen. Sein Verfahren beim Unterrichte, das die Gegenstände desselben an die eigne Erfahrung des Kindes anzuknüpfen sucht, um durch Selbstdenken die Kräfte zu üben, hat großen Beifall, aber auch viele Gegner gefunden; allein der mögliche Misbrauch desselben beweist nichts gegen seine Zweckmäßigkeit und D. wußte bei allem Streben nach Klarheit die Jugend herrlich für Religion und Tugend zu begeistern. Mit ebenso großem Eifer sorgte D. durch seine einfachen und gehaltvollen Predigten für die religiöse Bildung seiner Gemeinden, die ihn wie einen Vater liebten und verehrten. Seinem Amte in Königsberg, das ihn über das Schulwesen der ganzen Provinz Ostpreußen setzte, stand er mit unermüdlicher Thätigkeit und bei seiner vielseitigen Bildung und großen Erfahrung mit dem glücklichsten Erfolge vor. Am umfänglichsten wirkte D. aber durch seine zahlreichen Schriften, deren Zahl sich auf 60 beläuft und die meist Gegenstände der Unterrichtskunst, des Schulwesens und des Volksunterrichts betreffen und von denen seine »Unterredungen über die Hauptstücke des lutherischen Katechismus«, seine »Schullehrerbibel« und »Malwina, ein Buch für gebildete Mütter« (3. Aufl. 1828) zu den wichtigern gehören. D. blieb unverheirathet, weil er die in jüngern Jahren ausersehene Geliebte durch den Tod verlor, aber sein überaus thätiges Leben war glücklich und fröhlich wie das der Jugend, für die er lebte und wirkte, und er selbst hat es beschrieben (2. Aufl. 1830), um durch seine Erfahrungen Schulmännern und Erziehern nützlich zu werden. Sein Äußeres war höchst einfach, sein Anzug der Mode fremd und fast altväterisch, aber sein Geist gehörte der Gegenwart an und seine vielfachen Verdienste, seine Uneigennützigkeit, Menschenliebe und Frömmigkeit werden sein Andenken bei der dankbaren Nachwelt unvergeßlich erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 570.
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