Dräseke

Dräseke

[591] Dräseke (Joh. Heinr. Bernh.), evangelischer Bischof in Magdeburg und berühmter Kanzelredner, geb. 13. Jan. 1774 zu Braunschweig, wo er auch seine gelehrte Schulbildung erhielt.

Er studirte seit 1792 zu Helmstedt, war kurze Zeit Hauslehrer, wurde 1795 Diakonus zu Möllen im Lauenburgischen und drei Jahre später daselbst Hauptprediger und Scholarch, vertauschte aber diese Stelle 1804 mit dem Pastorate zu St.-Georg in Ratzeburg. Seit 1814 eröffnete sich ihm als Pastor an der St.-Ansgari-Hauptkirche zu Bremen ein größerer Wirkungskreis und er wurde seiner Verdienste wegen 1817 bei Gelegenheit des Reformationsjubiläums von den theologischen Facultäten zu Jena und Rostock durch Ehrenbezeugungen, von der Universität Rostock [591] 1819 aber noch durch die theologische Doctorwürde ausgezeichnet. Obgleich er eine Berufung nach Koburg ablehnte, führte er doch seit 1828 den Titel eines herzogl. sachsen-koburg. Kirchenraths, 1832 aber nahm er die Stelle eines Generalsuperintendenten der Provinz Sachsen und ersten Dompredigers zu Magdeburg an und wurde nun auch zum Bischof ernannt. Nur selten finden sich wie in D. so große Eigenschaften eines Kanzelredners vereinigt. Die religiöse Weihe, die sein reichbegabter Geist empfing, entzündet in ihm das Feuer einer edeln Begeisterung, das Denken und Wollen der Menschen durch Religion zu heiligen, und bei seiner tiefen Kenntniß des menschlichen Herzens, seiner von einem scharfen Verstande beherrschten lebendigen Einbildungskraft, kräftigen und sonoren Stimme, würdevollem Äußern und einer geistig belebten Mimik und Gesticulation vermag er auch seine großen Versammlungen für dieses hohe Ziel zu begeistern. Seine durch den Druck weitverbreiteten Predigten haben bei ihren Eigenthümlichkeiten eine besondere Predigerschule gestiftet. Sie vermeiden die strenge Sonderung und Zergliederung der Begriffe und zeichnen sich durch Einfachheit des Hauptgedankens aus, dessen religiöses Interesse in einzelnen großen, natürlich verbundenen Partien immer mit gleicher Stärke hervortritt. Von außerordentlicher Wirksamkeit sind seine überraschenden Vergleiche und Gegensätze und wenn mitunter etwas Auffallendes und nicht ganz Passendes der Art sich einmischt, so ist das seiner Eigenthümlichkeit grade am verzeihlichsten. Am entschiedensten spricht sich sein Geist und seine Beredtsamkeit aus in seinen »Predigten für denkende Verehrer Jesu« (5 Bde., Lüneb.; 4. Aufl. 1818); »Deutschlands Wiedergeburt, eine Reihe evangelischer Reden« (2 Bde.; 2. Aufl., Lüneb. 1818); »Christus an das Geschlecht dieser Zeit« (3. Aufl., Lüneb. 1820); »Vom Reiche Gottes, Betrachtung nach der heiligen Schrift« (3 Bde., Bremen 1830).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 591-592.
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