Feuerzeug

Feuerzeug

[34] Feuerzeug. Bei der großen Wichtigkeit des freien Gebrauchs des Feuers für den Menschen gehört die Erfindung bequemer Feuerzeuge zu den wichtigsten Erfindungen.

Es ist bekannt, daß wilde Völker auf eine sehr mühsame Art Feuer erzeugen, indem sie zwei Holzstücke gegeneinander reiben, doch sollen sie es hierin zu einer nicht geringen Fertigkeit bringen. Das älteste der bei uns noch gebräuchlichen Feuerzeuge ist Stahl und Stein (s. Feuerstein), die man gegeneinander schlägt, daß Funken sprühen. Die Funken werden mit einem leicht entzündlichen Gegenstande, als Zunder, Schwamm, Schießpulver, aufgefangen. Ein bequem eingerichtetes Feuerzeug der Art ist jedes gewöhnliche Flintenschloß. Man hat solche Feuerzeuge auch getrennt zum gewöhnlichen Lichtanmachen; auf der Pfanne befindet sich dann statt des Pulvers Zunder. Der Zunder und der Feuerschwamm kommen nur zum Glühen, und um eine Flamme zu erhalten, pflegt man ein Schwefelholz oder einen Schwefelfaden in die Nähe zu bringen, welche sich an dem glühenden Körper entzünden.

Sehr in Gebrauch sind die chemischen Feu erzeuge, welche sich ebenso leicht herstellen wie handhaben lassen. Man hält sich in einem fest verschließbaren Fläschchen Vitriolöl, und damit dieses nicht vergossen werde oder beim Gebrauch des Feuerzeugs umherspritze, füllt man das Fläschchen erst zum Theil mit kleingemachtem Asbest und tröpfelt dann auf diesen das Vitriolöl. Die Zündhölzchen, welche man mit dem Vitriolöl in Berührung bringt, entzünden sich sogleich in heller Flamme. Sie werden so bereitet, daß man das eine Ende eines Holzsplitters erst in geschmolzenen Schwefel und dann in ein Gemenge taucht, dessen Hauptbestandtheil chlorsaures Kali ist. Wie das chlorsaure Kali, welches sich an dem Vitriolöl entzündet, lehrt die Chemie noch eine Menge anderer Stoffe kennen, welche sich durch Reiben, Schlagen, bei der Berührung mit gewöhnlicher Luft und mit verschiedenen Körpern entzünden, und jeder dieser Körper ist auch zur Herstellung von Feuerzeugen geeignet. Die Entzündlichkeit einiger derartiger Stoffe ist jedoch so groß, daß es gefährlich ist, sie in täglichen Gebrauch zu ziehen, und Feuerzeuge, die man mit Hülfe derselben hergestellt hat, sind policeilich verboten worden. So ist in manchen Ländern das Phosphorfeuerzeug verboten. Die Zündhütchen, deren man sich bei den Percussionsgewehren (s.d.) bedient, sind kleine oben verschlossene Röhrchen, in denen sich eine geringe Quantität einer durch den Schlag entzündlichen Substanz (eine Mischung von Chlorkalk, Schwefel und Kohlen oder Knallquecksilber) befindet.

Ein mehr interessantes als bequemes Feuerzeug ist das pneumatische (d.h. Luft-) Feuerzeug, auch Tachopyrion, d.h. Schnellfeuerzeug, genannt. Dasselbe besteht in einem kleinen auf der einen Seite offenen, auf der andern verschlossenen Cylinder, gewöhnlich von starkem Glase, [34] in welchen ein Kolben, der an einem metallenen Stabe mit Handhabe festsitzt, luftdicht paßt. Auf der untern etwas ausgehöhlten Fläche des Kolbens ist ein kleines Häkchen, an welches man beim Gebrauch etwas Schwamm befestigt. Stößt man nun den Kolben mit Gewalt schnell in den Cylinder herab, so wird die unter ihm befindliche Luft stark zusammenpreßt und es tritt eine Feuererscheinung auf, welche den Schwamm entzündet. Dieser verlöscht aber sehr schnell wieder, wenn man nicht den Kolben eilig wieder herauszieht.

Das elektrische Feuerzeug, die elektrische Lampe, Zündlampe beruht im Allgemeinen darauf, daß Wasserstoffgas durch den elektrischen Funken entzündet wird, und besteht daher eigentlich aus zwei miteinander in Verbindung gesetzten Apparaten, nämlich einem Apparat zur Erzeugung des Gases und einem andern zur Erzeugung des elektrischen Funkens. Das Wasserstoffgas, eine eigenthümliche Luftart, erzeugt sich am leichtesten, wenn man ein Stück Zink in eine Mischung von Vitriolöl und Wasser bringt, und den elektrischen Funken kann man am leichtesten mit Hülfe eines Elektrophors erhalten. Da diese Feuerzeuge durch des berühmten Naturforschers Döbereiner (s.d.) Erfindung fast ganz außer Gebrauch gekommen, so wollen wir nur von dieser letzten noch eine genauere Beschreibung geben.

Die Döbereiner'sche Lampe, das Platinafeuerzeug, besteht ebenfalls aus einem Apparate zur Bereitung von Wasserstoffgas, mit welchem ein Apparat in Verbindung steht, welcher das ausströmende Gas entzündet. Dieser Apparat besteht aber ganz einfach in einer kleinen Quantität sehr sein vertheilter Platina (gewöhnlich sogenannten Platinaschwammes), welche die merkwürdige Eigenthümlichkeit hat, Wasserstoffgas, welches in die atmosphärische Luft strömt, durch bloße Berührung zu entzünden. In der folgenden Abbildung sind zwei Döbereiner'sche Lampen abgebildet, welche sich nur in unwesentlichen Stücken unterscheiden. GG ist ein größeres cylinderförmiges Glasgefäß, auf welchem ein metallener Deckel A lose aufliegt. Dieser Deckel ist durchbohrt, und über der Öffnung in seiner Mitte ist das beiderseits offene, glockenförmig gestaltete kleine Glasgefäß BB gekittet. Über der Öffnung auf der Seite des Glases ist eine Öse, in welche ein Draht eingehakt wird, über den ein durchbohrtes Stück Zink C geschoben ist, das unten durch zwei Querdrähte vor dem Herabfallen gesichert wird. Der Draht ist nur so lang, daß C nicht ganz bis zum Rande des Gefäßes BB reicht. Oberhalb der Öffnung in A ist eine Röhre angebracht, die in eine ganz seine Mündung bei F ausläuft, und welche durch einen Hahn, dessen Handgriff bei D ist, geöffnet und verschlossen werden kann. Bei E ist mittels seiner Drähte ein Platinaschwämmchen befestigt. Man hebe den Deckel A mit dem Glase BB und dem Zink C ab und fülle das Gefäß GG etwa zu 2/3 mit einem Gemisch von Wasser und Vitriolöl (das letztere muß vorsichtig in das erste getröpfelt werden). Hierauf setze man den Deckel auf, während der Hahn bei D geöffnet ist, alsbald füllt sich das Innere von BB mit dem gesäuerten Wasser und umgibt den Zink. Der Hahn werde verschlossen; so sieht man am Zink eine große Menge Bläschen entstehen. Diese sind Wasserstoffgas und steigen in BB in die Höhe, sammeln sich oben und verdrängen bald alles Wasser aus BB, welches nun in GG um so höher steigt, bis endlich in BB das Wasser unter C gesunken ist und folglich außer Berührung mit dem Zink kommt, an dem sich nun auch kein Gas mehr entwickelt. Das Gas in BB steht offenbar unter dem Drucke des Wassers, und sowie man daher den Hahn D öffnet, strömt es mit einiger Gewalt aus F gegen den Platinschwamm bei E, an dem es sich sogleich entzündet, sodaß eine Flamme von F nach E überströmt, an der man ein Licht anzünden kann. Die Flamme verlischt natürlich, sobald man den Hahn schließt und das verbrauchte Gas wird in dem Maße wiedererzeugt, in welchem beim Ausströmen das Wasser in BB eingetreten war. Das Männchen, aus dessen Munde die Flamme brennt, ist nur eine Spielerei, der Deckel, den er in den Händen hat, sitzt für gewöhnlich über dem Schwamme E, um ihn vor Feuchtigkeit und Staub zu schützen, und ist mit den Armen (dem verzierten Handgriffe des Hahns) so verbunden, daß mit dem Aufheben desselben zugleich der Hahn geöffnet wird. Die Döbereiner'schen Lampen sind, da sie sogleich bei einem bloßen Drucke eine Flamme erzeugen, offenbar die bequemsten Feuerzeuge, sie haben jedoch den Nachtheil, daß sie nicht leicht zu transportiren, und daß sie kostbarer wie die chemischen Feuerzeuge sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 34-35.
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