Goldoni

[238] Goldoni (Carlo), ein bekannter ital. Bühnendichter, dessen Stücke auch ins Deutsche übertragen worden sind und zum Theil noch aufgeführt werden, ward 1707 zu Venedig geboren. Er hatte von Jugend auf unwiderstehliche Neigung zur dramatischen Poesie und wurde in jener noch mehr dadurch bestärkt, daß sein Vater ein kleines Gesellschaftstheater errichtete, auf dem der junge G. meistens in Mädchenrollen auftrat. Er sollte nach dem Willen seiner Ältern Medicin studiren, und da er für diese Wissenschaft keine Liebe gewinnen konnte, die Rechtswissenschaften. Durch lockere Streiche und Unvorsichtigkeit brachte er es aber dahin, daß er aus Pavia, wo er eine Freistelle im päpstl. Collegium erhalten hatte, verwiesen wurde. Er trieb sich einige Zeit herum, bis er 1729 eine Anstellung in Feltre fand. Hier wurde ein Liebhabertheater errichtet, dem G. mit großem Eifer vorstand; er schrieb ein Paar Lustspiele, die ebenso großen Beifall, wie sein gewandtes Spiel fanden. Nach dem Willen seines Vaters begab sich G. zu diesem, der aber bald starb und seine Familie in drückenden Vermögensumständen hinterließ. G. suchte nun in Venedig ernstlich als Rechtsgelehrter Beschäftigung, ward jedoch durch seinen Leichtsinn in eine Menge von Verlegenheiten gestürzt, aus denen er sich nur durch Entfernung retten konnte. Nachdem er mehre Jahre zum Theil mit herumziehenden Schauspielertruppen, welche seine Stücke aufführten, ein unstätes und wüstes Leben geführt hatte, heirathete er endlich 1736 und ließ sich in Venedig nieder. Von nun an schrieb er diejenigen Charakter- und Sittenstücke, zu welchen er das größte Talent hatte und denen er seinen Ruhm verdankt. Geldmangel setzte ihn 1741 nochmals in die Nothwendigkeit, Venedig zu verlassen und ein unstätes Leben zu führen, bis er die Direction des Theaters zu Rimini übernahm, die ihn auf einige Zeit in bessere Umstände brachte. Nachher griff er auf einige Zeit nochmals zu den Geschäften eines Advocaten, wurde aber bald wieder von ihnen abgezogen. Er kehrte nach Venedig zurück und schrieb mit Glück und großem Fleiß für das Theater, bereicherte den Director desselben, blieb aber selbst arm. Durch die Herausgabe seiner Werke verbesserten sich seine Umstände. Er kam 1758 nach Parma und 1761 nach Paris, fand mit mehren seiner Stücke großen Beifall und wurde Lector und Lehrer der ital. Sprache bei den Töchtern Ludwig XV. Doch wurde ihm auch diese Stellung durch den Tod der Dauphine, seiner Gönnerin, verkümmert, bis ihm endlich nach einigen Jahren eine Pension von 3600 Livres zugesichert wurde. Diesen Gehalt verlor er bei Ausbruch der Revolution, und als ihm der Nationalconvent 1793 denselben für die Folge bewilligte und befahl, daß ihm der Rückstand ausgezahlt werde, lag er im Sterben, und nur seine Witwe genoß noch die Früchte des neuen Glücks. G. hat das Verdienst, der neuen Komödie zuerst in Italien Bahn gebrochen zu haben und die vielen Hindernisse, die man ihm entgegenstellte, durch sein Talent besiegt zu haben. Früher nämlich kannte man nur Maskenstücke und extemporirte (aus dem Stegreif gesprochene) Komödien, welche nur zu ausgelassenen Späßen und Possen Gelegenheit gaben, aber kein poetisches und eine zusammenhängende Handlung darstellendes Ganze bildeten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 238.
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