Hermandad

[377] Hermandad, ein span. Wort, welches Verbrüderung bedeutet, hieß ein unter Genehmigung des Königs 1486 in Castilien, 1488 auch in Aragonien eingerichteter Bund der Städte zu gemeinsamem Schutze gegen alle Bedrückungen und Gefährdungen des Adels. Schon vorher, namentlich 1295 in Castilien und Leon, waren ähnliche Verbrüderungen von den Städten eingegangen worden, doch während diese frühern Bündnisse mehr den Charakter persönlicher Rache hatten und eine Willkür der Städte gegen die Willkür der Ritter waren, hatte die spätere Hermandad gesetzliche Begründung. Die Gemeinden der Städte hielten Krieger in Sold und setzten Richter nieder, jene singen Jeden, welcher den Landfrieden brach und diese sprachen nach den Gesetzen über den Übelthäter die Strafe aus. Da weder Rang noch Stand den Verbrecher vor den Verfolgungen der Hermandad schützte und diese, um jenen zu greifen, sogar in die Kirchen eindringen durfte, so war dem Adel die Hermandad sehr zuwider; aber der König beschützte sie, denn indem sie den Übermuth des Adels dämpfte, befestigte sie zugleich das königl. Ansehen, und da sie den Landfrieden sicherte, so gediehen unter ihrem Schutze Handel und Gewerbe. Überdies hatte der König in den Truppen, welche die Städte auf ihre Kosten erhielten, ein Heer, bereit, sobald die Sicherheit des Staats gefährdet war, in den Kampf zu gehen. Als die öffentliche Sicherheit allmälig mit der erstarkten Macht des Königs und der Gesetze sich befestigt hatte, ging die alte Hermandad ein; an ihre Stelle trat aber im 16. Jahrh. die heilige Hermandad, welche aus einer Abtheilung von Policeisoldaten bestand, die für die Sicherheit auf den Landstraßen zu sorgen hatte, aber den Verbrecher nur erst nach begangener That verfolgen und festnehmen, auch innerhalb der Städte ihre Macht nicht ausüben [377] durfte. Sie stand unter dem Rathe von Castilien und war in die verschiedenen Städte dieses Königreichs vertheilt. Man hat sie mit Unrecht zuweilen mit der Inquisition verwechselt, mit der sie wenigstens in einem bestimmt ausgesprochenen Zusammenhange niemals gestanden hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 377-378.
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