Jüngstes Gericht

[518] Jüngstes Gericht oder jüngster Tag ist in der christlichen Glaubenslehre das am Ende der Welt zu erwartende Gericht, bei welchem Christus, als der von Gott verordnete Richter, alle Menschen ohne Unterschied des Standes und der Religion wegen ihres in der Welt geführten Lebens zur Rechenschaft ziehen, ihnen ihr gerechtes Urtheil sprechen und sie nach ihrem Verhalten entweder ewig belohnen, oder ewig bestrafen wird. Die Belohnungen und Strafen werden im N. T. unter verschiedenen Bildern dargestellt, jene unter dem Bilde eines Gastmahls oder einer Herrschaft, diese bald unter dem Bilde eines nagenden Wurms, bald unter dem des Feuers, bald unter dem einer fürchterlichen Finsterniß. Je unerreichbarer die Wahrheiten der Religion dem forschenden Menschengeiste sind und je offener auch hier das Weltgericht und die auf dasselbe sich beziehenden Schilderungen im N. T. sich als ahnungsvolle Bilder Dessen, was den Menschen jenseit des Grabes erwartet, ankündigen, um so mehr mußten die von Zeit zu Zeit gemachten Versuche mislingen, das Nähere über den Ort, die Zeit und die Art und Weise, wie das Weltgericht gehalten werden sollte, zu ermitteln. Die Heiden kannten den Glauben an ein jüngstes Gericht am Ende aller Dinge nicht, doch gehört er wesentlich zur jüdischen wie zur mohammedanischen Religion.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 518.
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