Klauenseuche

[612] Klauenseuche, Klauenweh, Krümme, Hinken wird eine Krankheit der Rinder, Schafe und Schweine genannt, die mit schwächern oder stärkern Fieberbewegungen, oft auch mit Traurigkeit, Verminderung der Freßlust, Langsamwerden und Unterbrechungen des Wiederkäuens, Erhöhung der allgemeinen Körpertemperatur und trockenem Misten zu beginnen pflegt, worauf sich an den Fußenden, namentlich im Klauenspalte und am Kronenwülste, eine auffallende Empfindlichkeit einstellt und eine heiß anzufühlende Geschwulst entsteht, die so schmerzhaft ist, daß die Thiere sich sträuben, mit dem kranken Fuße aufzutreten. Auf dieser Geschwulst kommen eine große Menge kleiner Bläschen zum Vorschein, die sich mit eiterartiger Flüssigkeit füllen, dann aufplatzen und abheilen, wonach das Fieber aufhört und binnen wenigen Tagen die Genesung vollends zu Stande kommt. Auf die eben beschriebene Weise äußert sich die Krankheit, wenn sie gutartig verläuft, was aber leider selten der Fall ist. Die größte Verschiedenheit zeigt das Übel bei den Schafen, bei denen man deshalb vorzugsweise eine gutartige und bösartige Klauenseuche, welche letztere auch wol Klauenkrebs, span. Klauenseuche genannt wird, unterscheidet. Diese, welche noch dazu fast nur veredelte Schafe befällt, äußert sich durch anfänglich schwaches Lahmgehen mit beträchtlichem Kopfwackeln, Entfernung der Klauen voneinander, Heiß-, Schuppig- und Splittrigwerden und entzündlicher Anschwellung derselben mit Übergang in übelartige Eiterung und Verschwärung, durch welche oft das ganze Fußende zerstört wird, worauf die Thiere nach unsaglichen Leiden sterben. Selbst in günstigern Fällen bleibt die Heilung unvollkommen, indem die Krankheit gern Verunstaltungen der Klauen und fehlerhafte Ernährung des Hornschuhes zurückläßt. Die Klauenseuche der Rinder und Schweine, sowie die gutartige der Schafe wird meist durch eine nasse, feuchte, nebelige und kalte Witterung, wie sie am häufigsten zur Herbstzeit vorkommt, und durch das Weiden auf nassem, sumpfigem oder auf trockenem, heißem Boden, mitunter aber auch durch Ansteckung herbeigeführt, während die bösartige, span., die man in Deutschland erst seit einigen 20 Jahren kennt, nur durch Ansteckung und zwar vermittels der in den Klauen abgesonderten stinkenden Materie entsteht. Wegen der großen Verheerungen, welche diese letztere Art der Krankheit zuweilen unter den Schafen anrichtet, sucht man ihre weitere Ausbreitung durch Absperrung der Ortschaften, wo sie ausgebrochen ist, zu verhüten oder wenigstens zu beschränken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 612.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: