Leguan

Leguan

[715] Legŭan (der) ist eine Eidechsenart (s. Eidechsen), die sich im südl. Amerika, aber auch in Asien und mitunter in Afrika vorfindet und sich in den feuchten Gegenden aufhält.

Seine Länge beträgt 4–6 F, wovon der gleich dem Leibe walzig geformte, aber sich zuspitzende Schwanz zwei Drittheile einnimmt. Der dickste Theil des Leibes beträgt einen Fuß im Umfange. Der Kopf ist an den Seiten zusammengedrückt, oben platt und mit platten Schuppen bedeckt; Rücken, Bauch und Schwanz sind ebenfalls mit dachziegelartig [715] übereinandergeschobenen Schuppen geschützt. Längs dem Rücken aber bis in die Mitte des Schwanzes und einem Theile des Kehlsacks, von dem Maule abwärts, zieht sich ein Kamm dornartig aufgerichteter, spitzer Schuppen hin. Der Kehlsack hängt tief herab, ihn kann das Thier willkürlich aufblasen. Jede Kinnlade ist mit ein einer Reihe dreieckiger, scharfgekerbter Zähne besetzt und auch an dem hintern Rande des Gaumens befinden sich zwei kleine Zahnreichen. Die langen und starken Beine sind an den Schenkeln mit löcherigen Schleimwarzen besät und haben fünf lange, mit kurzen, starken Krallen versehene Zehen. Der gemeine Leguan ist gelblich und reingrün marmorirt und der Schwanz braunverlaufend geringelt; in Spiritus wird er dunkelblau und violett schimmernd, nach untenher blässer. Natürlich finden nach Alter, Geschlecht und Vaterland in der Farbe Nuancen statt. Der Leguan lebt von Baumblättern, Blüten, Würmern und Insekten. Sonst unschädlich und friedlich, wird das Männchen zur Zeit der Paarung, im Frühling, wüthend, sobald es das kleinere, farbenschönere und sanftere Weibchen angegriffen sieht. Dann vertheidigt es sich wol auch gegen Menschen und verbeißt sich dabei so, daß man es an seinem Feinde todtschlagen muß, um diesen davon zu befreien. Im Zustande der Aufregung glühen seine Augen, der Kropf schwillt auf, die Schuppen sträuben und sein Schwanz ringelt und schüttelt sich lebhaft. Das Weibchen legt nach dem Ende der Regenzeit 13–15 Eier, die es in den Sand des Meerufers legt, wohin deshalb diese Thiere um diese Zeit aus den Wäldern ziehen. Sie halten sich auf der Erde, bisweilen im Wasser auf, worin sie aber schwer schwimmen. Sie laufen behend und schwingen sich mit großer Geschicklichkeit vermittels des sehr geschmeidigen Schwanzes auf den Bäumen umher. Sind sie satt, so setzen sie sich zur Verdauung auf einen über das Wasser sich streckenden Ast. In diesem Zustande werden sie auch am besten und zwar mit Schlingen und Hunden gefangen. Denn das Fleisch, besonders des Weibchens, soll vortrefflich schmecken, der Genuß desselben aber überhaupt nicht gesund, ja bei venerischen Zuständen sogar lebensgefährlich sein. Obgleich die Lebenskraft des Leguan so zäh ist, daß er mehre Tage ohne Nahrung zubringen kann, so kann man ihn doch leicht tödten, indem man ihm nur z.B. einen Strohhalm in die Nase steckt. Bisweilen finden sich in den Thieren bezoarähnliche Massen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 715-716.
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