Menno

[111] Menno (Simons), Stifter der nach ihm gewöhnlich Mennoniten genannten und noch jetzt bestehenden christlichen Religionsgesellschaft (s. Taufgesinnte), wurde zu Witmarsum in Friesland 1496 geboren, widmete sich dem geistlichen Stande und ward 1524 zum Priester geweiht. Bei seiner für damalige Zeit umfänglichen gelehrten Bildung mußten die Anregungen der gleichzeitigen Reformation ihn vor Andern zu selbständigen Forschungen in Religionssachen veranlassen, und die Folge davon war, daß er sich nach emsigem Studium der Bibel und Kirchenväter 1536 von der röm. Kirche lossagte und, von der Schriftmäßigkeit der Taufe der Erwachsenen, mit Wegfall der Kindertaufe, überzeugt, den von ihm früher angefeindeten Taufgesinnten anschloß, welche unter dem Namen der Wiedertäufer als eigne Religionssekte in den Niederlanden Eingang suchten. M. wurde 1537 als Lehrer und Bischof derselben in Gröningen bestellt und sein besonnenes Wirken für die Wahrheit und reines Christenthum hatte in seinem Bereiche einen höchst wohlthätigen Einfluß, indem er der theilweise eingerissenen Schwärmerei und dem Fanatismus kräftig entgegenarbeitete, die Vielweiberei und die Ehescheidung verbot, überall zur Milde, Duldsamkeit und Verträglichkeit und zum Gehorsam gegen die Obrigkeit mit Wort und That ermahnte. Um aus den zerstreuten Taufgesinnten geordnete Gemeinden zu bilden, durchwanderte M. einen Theil von Holland, Norddeutschland und Schweden, lebte auch eine Zeit lang in Wismar, wo er vor den Verfolgungen in seiner Heimat eine Freistatt gefunden hatte. Zuletzt ließ er sich bei Oldeslohe im Holsteinischen nieder, wo ihm verstattet ward, eine Druckerei zur Verbreitung seiner Schriften anzulegen, und nachdem er noch Behufs einer Verständigung mit den hochdeutschen Taufgesinnten eine vergebliche Reise nach Köln gethan, auch daselbst 1561 starb.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 111.
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