Mengs

[110] Mengs (Anton Rafael), geb. 1728 zu Außig in Böhmen, einer der größten Maler des vorigen Jahrh., welcher sich durch sein Beispiel, seine Schriften und die freigebige Unterstützung mittelloser junger Künstler um das Wiederaufleben der deutschen Kunst mit seinem Freunde Winckelmann (s.d.) hochverdient gemacht hat. M. war der Sohn des am dresdner Hofe lebenden, aus Kopenhagen gebürtigen mittelmäßigen Malers Israel M., ward von seinem Vater seit dem sechsten Jahre mit großer Härte im Zeichnen, später in der Miniatur- und Emaillemalerei unterwiesen, 1741 mit nach Rom genommen und hier ebenso zum Studium der dortigen Meisterwerke der bildenden Künste angehalten. Bei der Rückkehr nach Dresden ernannte ihn hierauf König August III. zum Hofmaler, erlaubte ihm aber wieder nach Rom zu gehen, wohin sein Vater ihn abermals begleitete. Hier errang M. zuerst 1748 durch einige größere Gemälde ungewöhnlichen Beifall und die allgemeine Aufmerksamkeit, namentlich ward eine heilige Familie gerühmt, bei der ihm in ihrer Mutter Gegenwart ein schönes Bauermädchen als Modell gedient hatte, in das er sich verliebte, zur katholischen Kirche übertrat und eine sehr glückliche Ehe mit ihr einging. Im J. 1749 kam er wieder nach Dresden, wurde nun mit erhöhtem Gehalt erster Hofmaler und 1751 mit einem Gemälde der Himmelfahrt Christi für den Hochaltar der neuen katholischen Kirche beauftragt, das er mit kön. Genehmigung in Rom ausführen wollte. Dort übernahm M. jedoch anfangs andere Arbeiten und seit 1754 die Leitung der auf dem Capitol errichteten neuen Malerakademie, führte mehre große Frescobilder und andere Gemälde aus, und da in Folge des siebenjährigen Kriegs sein Gehalt nicht bezahlt wurde, folgte er 1761 der Einladung König Karl III. nach Spanien. Hier erst vollendete er die für Dresden bestimmte Himmelfahrt, verdunkelte durch seine Gemälde für den König alle seine Nebenbuhler, ward aber durch deren Ränke nächst der Sorge für seine Gesundheit 1770 doch bewogen, sich mit Urlaub nach Italien zu begeben, wo er unter Andern auch für den Papst arbeitete. Erst nach drei Jahren kam er wieder nach Madrid, wo er nun am Plafond des kön. Speisesaals die Vergötterung des röm. Kaisers Trajan im Tempel des Ruhms darstellte, was für sein Hauptwerk gilt. Zunehmende Kränklichkeit führte ihn 1776 wieder nach Italien, wo in Rom 1778 seine Frau, er selbst im Jun. 1779 starb, und wo ihm der Ritter Azara neben Rafael, die russ. Kaiserin Katharina II. in der Peterskirche prächtige Denkmale errichten ließen. M. war hager, von mittler Größe, besaß in jüngern Jahren schöne Züge, bei großer Gutmüthigkeit ein lebhaftes und oft heftiges Temperament und von der Behandlung in seiner Jugend her ein linkisches, schüchternes Benehmen. Er strebte Rafael (s.d.) in seinen meist mit großer Gewissenhaftigkeit ausgeführten Werken nach, die einfach und edel gedacht und stets makellos gezeichnet sind; seine Farbengebung ist besonders in den Frescobildern vortrefflich, in denen Rom und Spanien freilich seine Meisterwerke besitzen, zu denen jedoch auch jene Himmelfahrt in der katholischen Kirche zu Dresden gehört und der sich mehre andere von ihm dort vorhandene kleinere Gemälde würdig anreihen. Von 20 Kindern überlebten ihn sechs, welche an seinen Verehrern Beschützer fanden, da M. trotz seiner großen Einnahmen, bei seinem Aufwande im Interesse der Kunst, vielen Reisen und kostspieligem Haushalt kein Vermögen hinterließ. Auch seine beiden Schwestern, von denen eine als Gattin des Malers Antonio von Maron aus Wien 1806 in Rom starb, waren von ihrem Vater zu geschickten Miniaturmalerinnen ausgebildet worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 110.
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