Ulrike Eleonore, Königin von Schweden

[256] Ulrike Eleonore, Königin von Schweden, Eleonore (geboren 1688), Königin von Schweden und Norwegen, Tochter Karl's XI. und einer dänischen Prinzessin gleiches Namens, wurde nach dem Tode der Letztern, einer vortrefflichen, hochgebildeten Fürstin, von ihrer Großmutter Hedwig Eleonore erzogen und 27 Jahr alt mit Friedrich, Erbprinzen von Hessen-Kassel, vermählt. Von diesem Zeitpuncte an ging ihr Streben nur dahin, dem leidenschaftlich geliebten Gemahle die Krone ihres Vaterlandes, welche damals schon der berühmte Karl XII. trug, zu erringen und sich selbst dadurch mit königlichem Glanze zu umgeben. Die oft unbesonnene, an Tollkühnheit streifende Tapferkeit ihres großen Bruders setzte nur zu sehr sein Leben bedenklich aus, und obwohl ihm, dem Unvermählten, im Falle eines frühen Ablebens eigentlich der Sohn einer ältern Schwester auf dem Throne folgen sollte, so verzweifelte doch die kluge Ulrike nicht am Gelingen ihrer Pläne. Zu diesem Zwecke benutzte sie geschickt die vielen Abwesenheiten des königlichen, stets in Kriege verwickelten Bruders, um sich, die mittlerweile Regentin war, bei den Großen, wie im Volke beliebt zu machen. Die Unzufriedenheit mit Karl's unruhiger, nach Außen strebender Regierung war ohnedieß, da man sein Abwehren der Nationalfeinde nur für Eroberungssucht zu halten geneigt schien, nicht gering, und Ulrikens Anhänger thaten das Ihrige treulich, um den Frieden unter ihrem' sanften Scepter in lockender Perspective zu zeigen. Wohl vorbereitet traf daher im Jahr 1718 die Nachricht vom Tode des Königs bei Friedrichshall die Gemüther. Prinz Friedrich, der den Monarchen dorthin begleitet[256] hatte, setzte seine Gemahlin unverzüglich von seinem Ableben in Kenntniß, und diese zauderte nicht sich sogleich von den Reichsräthen, denen sie große Vorrechte versprach, als Thronerbin proclamiren zu lassen. Nur ein Mann war zu Stockholm, den ihr Ehrgeiz fürchten mußte, der Baron Görtz, Karl's erster Minister, der eifrige Beförderer aller vom Könige zum Besten des Reichs gut ausgeführter Unternehmungen. Ihn ließ Ulrike auf der Stelle als einen dem Volke verhaßten Neuerer, der aus schlechten Absichten Karl'n in blutige Kriege verwickelt habe, verhaften. Sein Prozeß als Staatsverbrecher ward eilig betrieben und trotz aller Schritte, die er noch thun konnte, um den rechtmäßigen Kronprinzen, den Herzog von Schleswig-Holstein, zur Ergreifung der obersten Gewalt zu vermögen, blieb dennoch Ulrike, wegen der großen Unentschlossenheit dieses Fürsten, Königin und ließ mit kalter Berechnung ihres Vortheils den unschuldigen, ihr im Wege stehenden Görtz enthaupten. Niemand wagte nun noch Widerstand und das Volk frohlockte, als die neue Regierung sogleich Frieden mit Peter dem Großen von Rußland schloß und alle mit schwedischem Blute in verschiedenen Feldzügen errungenen Eroberungen willig aufgab, um auch mit Dänemark und Preußen Frieden zu erhalten. Der versammelte Reichsrath erklärte 1720 den Prinzen Friedrich zum Mitregenten Ulrikens, und diese sah sich somit am Ziele ihrer Wünsche, zumal da ihr im Falle seines frühern Ablebens der Thron persönlich zugesichert ward. Eine schwere Krankheit des Gemahls legte auch wirklich im Jahre 1738 die höchste Gewalt ganz allein in ihre Hände, aber nur für wenige Monate. Friedrich genas und die Königin starb schon 1741. Mit ihr erlosch auch der pfälzische Nebenzweig Gustav Wasa's, dessen letzter unwürdiger Sprößling die eitle, ränkesüchtige und grausame Ulrike gewesen war. F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 256-257.
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