Wasserweihe

[395] Wasserweihe. Alljährlich am 6. Januar, dem Theophaniastage,[395] feiert die griechische Kirche ein großes Fest zum Andenken an die Taufe Jesu im Jordan. Der Tag beginnt mit einem großen feierlichen Gottesdienst in den Kirchen; während dessen gräbt man in das Eis des nächsten Flusses ein Loch, schmückt dasselbe mit Tannenzweigen und erbaut rings herum Reisighütten, welche sämmtlich mit dem Bildniß Johannes des Täufers verziert sind. Ist der Gottesdienst vorüber, beginnt die Procession. Die Geistlichkeit mit Kerzen, Räucherpfannen etc. schreitet voran, die Gemeinde folgt, und man nähert sich dem Loche, wo das Wasser hervorquillt, das den Jordan versinnlicht. Dort angekommen, wird dasselbe durch Gebet und Eintauchen eines Kreuzes geweiht, und dann die gläubige, umstehende Gemeinde mittelst einer Quaste, in Kreuzesform mit demselben besprengt. Heiliger Gesang und Gebet verkünden die Heiligkeit und wundersame Wirkung des Wassers, Tausende eilen jetzt mit Gefäßen herbei, um zu schöpfen aus der geweihten Quelle, und fromme Mütter tauchen selbst ihre Kinder hinein. Glänzend und prächtig ist dieses Fest in Petersburg auf der Newa, wo der Kaiser mit seiner Familie und dem ganzen Hofstaate, eine unzählbare Menschenmasse, zahlreiche Truppen und Artilleriesalven dasselbe verherrlichen.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 395-396.
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