Kleist [2]

[609] Kleist, Heinrich v., talentvoller aber niemals zur rechten Ausbildung u. inneren Ruhe gekommener Dichter, geb. 1776 zu Frankfurt a. d. O., machte als preuß. Gardelieutenant den Feldzug in die Champagne mit, studierte später die Rechte und fand Anstellung in Berlin, reiste und wechselte seinen Wohnort unaufhörlich, wurde nach der Schlacht bei Jena für einige Zeit französ. Kriegsgefangener, gab 1808 mit Ad. Müller das Journal »Phöbus« in Dresden heraus, endete am 21. Nov. 1811 bei Potsdam mit der Frau eines Berliner Kaufmannes durch Selbstmord. Von seinen Theaterstücken, in welchen er neben M. Collin und A. Oehlenschläger als Vertreter der Schlegelʼschen Schule erscheint, sind seine letzten: »Der Prinz von Homburg« u. »Käthchen von Heilbronn« sowie das Lustspiel »Der zerbrochene Krug« am bekanntesten geworden. Höher als seine dramatischen Leistungen sind seine Novellen anzuschlagen (Kohlhaas, das Bettelweib von Locarno u.s.f.). Gesammelte Schriften durch Tieck, Berlin 1826, 3 B., Nachträge sammt Lebensbeschreibung u. Briefen durch Bülow, Berlin 1848.[609]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 609-610.
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