3. Kapitel.

Der Wettlauf zwischen dem Hasen und der Schildkröte.

[45] Von besonderem Reiz für die stoffgeschichtliche Forschung ist es, den weitreichenden Einfluß äsopischer Fabeln zu verfolgen. Hier zeigt es sich recht deutlich, in welcher freien und oft kühnen Weise die Volksphantasie mit gegebenen Stoffen zu schalten weiß.

Überraschend wird manchem die Tatsache erscheinen, daß das Grimmsche Märchen vom Wettlauf des Hasen und Igels (Nr. 187) im letzten Grunde nichts anderes ist als ein Ableger einer äsopischen Fabel. Freilich muß man eine lange Entwicklungsreihe von Stoffwandlungen überblicken, um diese Tatsache als solche gelten zu lassen.

Quelle:
Dähnhardt-Natursagen-4, S. 45-46.
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