Abchasien

[17] Abchasien, Landschaft im russ. Generalgouv. Kaukasien (s. Karte »Kaukasien«), zwischen dem Südabhang des Kaukasus und dem Schwarzen Meer, der jetzige Suchumsche Militärdistrikt,7315 qkm groß, mit 43,000 Einw., worunter 28,000 Mingrelier und 14,000 Abchasen. Etwa 32,000 der Bewohner wanderten nach den Kriegen von 1864 und 1878 in die Türkei aus. Das fast ganz gebirgige Land wird vom Bsyb und Kodor durchflossen und von dichten Eichen- u. Walnußwäldern bedeckt. Mais, Feigen, Granaten, Wein und Weizen gedeihen, doch ist das Land im ganzen eine von Ruinen erfüllte Wüste. In den Handel kommen Fuchsfelle, Honig, Wachs, Buchsbaumholz. Hauptort ist Suchum Kalé, das, wie Gagri, Pizunda und Ilory, befestigt ist. Unter den byzantinischen Kaisern war Abassia ein besonderer Staat; der jetzige Fürst von A. nimmt im russischen Heer einen hohen Rang ein. – A. war als Nachbarland von Kolchis (Mingrelien) den alten Kulturvölkern nicht unbekannt. 550 n. Chr. fand das Christentum hier Eingang; die Byzantiner unterhielten Verkehr mit A., während die Mongolenchane ihre Heere durch die Bewohner des Landes verstärkten. Zwischen 735 und 985 herrschte die Dynastie Apchaz (Leo I.-III., Thewdose I. und II., Giorgi I. und II., Yoane, Adarnase, Bagrat, Kostantine und Dimitri) über Imereth (Lazistan); danach regierten Bagrat III. von Karthli und seine Nachkommen bis 1259 auch über Imereth und Kacheth. 1154 heiratete der russische Großfürst Isjalaf Mstislawitsch eine Fürstentochter der Abchasen. Seit dem 15. Jahrh. unter türkischer Herrschaft, wurde A. mohammedanisch. Abteilungen der Abchasen stießen 1809 zu den Russen bei der Belagerung von Poti, nachdem sich schon Ende des 18. Jahrh. unter den Fürsten aus dem Hause Charwachidze (Lewan und Safar-Bea) Hinneigung zu Rußland gezeigt hatte. Die Erwerbung von A. durch Rußland begann mit dem Frieden von Adrianopel 1829. Russische Posten erstanden längs des Meeres; 1837–40 vollzog sich die Besitznahme des südlichen A. Allmählich wurden die russischen Stationen gegen das Gebirge hin vorgerückt; in die Jahre 1839–42 fällt die Unterwerfung des nordwestlichen A., vom Bsyb (oberhalb Pizunda) an. Doch erst 1864 war die Befriedung des Landes vollkommen; seitdem starke Auswanderung (s. oben).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 17.
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