Abchasien

[18] Abchasien (Abchasi, Abchäseli, Abassa), 1) (Geogr.), russische Landschaft an der Ostküste des Schwarzen Meeres, etwa 60 Ml. lang, 30 breit; getheilt in Groß-A., am Meere, u. Klein-A. östlicher; durchzogen von den Abchasischen Kaukasusketten; Producte: Mais, Feigen, Granaten, Obst, Wein, Getreide, Wildhonig (der nüchtern genossen berauscht), langhaarige Ziegen etc. Die Einwohner Abchasen (Abchas, Abassen, Awchasen, Absen), 40–50,000, sind hager, mittelgroß, schwarzhaarig, bräunlich, trotzig, treiben wenig Ackerbau (nur Mais u. Hirse), mehr Viehzucht (Pferde, Esel, Schafe), rohe Gewerbe in Webereien u. Eisen, Handel in den Küstenforts (s. unten), Raub, sonst Seeräuberei. Stände: Bauern, Edelleute u. Fürsten, diese mit Leibwache (Tschinauscha); Sprache, s. Abchasische Sprache. Gaue: a) Abschaw mit 18 Dörfern u. 9000 Ew; b) Abchab mit 15 Dörfern u. 8000 Ew.; c) Bsyid mit 33 Dörfern (darunter Sojuk-Su, Residenz des Fürsten Scherwaschidse; 5000 Ew.) u. 16,000 Ew.; d) Zybeld mit 33 Dörfern u. 13,000 Ew. Die in den Händen der Russen befindlichen Küstenforts sind: Ilori, Dranda, Sachum-Kalé, Bambor u. Pitzunda; in denselben befinden sich Bazars u. wird von hier aus hauptsächlich der Handel getrieben. 2) (Gesch.). Die alte Geschichte A-s ist ganz dunkel, schon die alten Bewohner hießen Aba sji; erst zur Zeit des weströmischen Reichs wird es bekannter, indem der Kaiser Justinian die benachbarten Lazier unterwarf. Damals wurde das Christenthum auch in A. gepredigt u. herrliche Kirchen gebaut, deren Spuren erst unter der türk. Herrschaft verschwanden. Bis zum 11, Jahrh. hatte A. eigne Könige, war mit Bezike verbunden u. stand unter georgischer Herrschaft; dann wurde es ganz mit Georgien vereinigt, u. die Denkmale einstiger Cultur verfielen u. das Land verödete mit dem Wegzug der Könige. 1451 machten die Türken einen Verwüstungszug nach A. u. schlugen es, nach der Eroberung des byzantinischen Reichs, zum osmanischen Reiche. 1771 machten Levan Bei u. Suraba Bei, beide aus der Familie Scherwaschidse, eine Empörung u. rissen sich von der türk. Herrschaft los. Indeß uneinig geworden, konnten sie sich nicht halten u. A. kam wieder unter die Türken. Aber schon nach 3 Jahren empörte sich Kelisch Bei, wurde Christ u. behauptete sich als russ. Vasall. Nach dessen Ermordung durch seinen eigenen Sohn Aslan, folgte ihm sein Sohn Saphyr-Bei, ebenfalls als russ. Vasall; nachdem nach seinem Tode 1821 sein ältester Sohn 2 Jahre Regent gewesen war, folgte 1823 dessen jüngrer Bruder Michael Scherwaschidse. Durch den Vertrag von Akjerman 1826 wurde ein Theil von A., durch den von Adrianopel 1829 der Rest an Rußland abgetreten u. dem russ. Reich einverleibt. Indeß in das Innere dürfen Russen nicht kommen, nur die Küstenplätze sind in russ. Festungen (s. oben) verwandelt u. dadurch der Seeräuberei der A. ein Ende gemacht worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 18.
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