Abraham a Santa Clara

[47] Abraham a Santa Clara, eigentlich Ulrich Megerle, Kanzelredner und volkstümlich-humoristischer Schriftsteller, geb. 4. Juli 1644 in Kreenheinstetten bei Meßkirch in Baden, gest. 1. Dez. 1709 in Wien, trat 1662 in das Barfüßer-Augustinerkloster [47] Maria-Brunn bei Wien, wurde nach der Priesterweihe lu 66 nach Maria-Stern bei Taxa in Oberbayern geschickt, kehrte aber bald nach Wien zurück, wo er als Prediger großen Beifall fand und 1677 zum Hofprediger ernannt wurde. 1682–89 war er in Graz tätig, dann wieder in Wien. A. ist der eigenartigste Vertreter der geistlichen Burleske; er war ein tüchtiger Seelenhirt, schneidiger Wortführer der jesuitischen Reaktion, ausgezeichneter Anekdotenerzähler, derbdrastischer Schilderer des Wiener Lebens seiner Zeit, daher kulturhistorisch sehr wichtig, ein ehrlicher Wahrheitsfreund, aber marktschreierisch in Wesen und Stil. Von seinen Werken heben wir hervor: »Prophetischer Willkomm, d.i. Ein Weissagung von Glück ohn Tück« (Wien 1676); »Huy und Pfuy! der Welt« (das. 1680); »Mercks Wienn, d.i. des wüthenden Todts umständige Beschreibung« (das. 1680); »Auff, Auff ihr Christen!« (das. 1683, Predigt wider die Wien bedrohenden Türken, von Schiller für die Kapuzinerpredigt in »Wallensteins Lager« benutzt, Neudruck von Sauer, das. 1883). Das Hauptwerk Abrahams, in dem seine Stärken und Schwächen am lebhaftesten und interessantesten zu Tage treten, ist »Judas der Ertz-Schelm« (Salzb. 1686–95, 4 Bde.; Neudruck in Auswahl in Kürschners »Deutscher National-Lit.«, Bd. 40). Seine »Sämtlichen Werke« erschienen zu Passau und Lindau 1835–54 in 21 Bänden. Vgl. Karajan, Abraham a Santa Clara (Wien 1867); Sexto, Abraham a Santa Clara (Sigmaring. 1896); Blanckenburg, Studien über die Sprache Abrahams a Santa Clara (Halle 1897).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 47-48.
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