Andernach

[495] Andernach, Stadt im preuß. Regbez. Koblenz, Kreis Mayen, links am Rhein, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Köln-Koblenz und A.-Mayen, ist noch mit Mauern umgeben. Die merkwürdigsten Bauwerke sind: die kath. Pfarrkirche (St. Genoveva), eine spätromanische Pfeilerbasilika aus dem 12. und 13. Jahrh., mit vier Türmen, deren einer im Unterbau mutmaßlich in die karolingische Zeit zurückreicht; die gotische Minoritenkirche, jetzt evangelisch; die Ruine der ehemaligen Burg der Kölner Erzbischöfe (von Friedrich I. 1109 erbaut, 1688 zerstört, jetzt teilweise als Gefängnis benutzt); der St. Petersbrunnen (aus dem 14. Jahrh.); der Wachtturm (1448–52 erbaut); das Rheintor, angeblich aus der Zeit der Merowinger, mit dem Wahrzeichen der Stadt (zwei lebensgroßen Steinfiguren); der Rheinkran (1554 erbaut); endlich das Judenbad, Gewölbe unter dem Rathaus. A. hat eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, Irrenanstalt, Faß-, Chemikalien-, Malz- und Parfümerienfabrikation, Bierbrauerei, Schiffahrt, Handel mit Mühlsteinen und Traß, Schiffahrt und (1900) 7889 meist kath. Einwohner. Die Umgegend ist reich an römischen Altertümern. – A. (Antunnacum), der Hauptort des alten sagenhaften Mayenfeldes, ist das römische Castellum ante Nacum (»vor der Nette«), von Drusus 12 v. Chr. gegründet und im 3. Jahrh. n. Chr. stark befestigt. 876 erlitten bei A. Karl der Kahle durch Ludwig II., Sohn Ludwigs des Deutschen, und 939 die aufständischen Herzöge Eberhard und Giselbert durch die von König Otto I. gesandten Truppen eine Niederlage; ebenso wurde hier 1114 Kaiser Heinrich V. von den mit dem Erzbischof von Köln vereinigten Sachsen besiegt. Um 1109 wurde A. Stadt, kam 1167 an Kurköln und trat 1253 dem Rheinischen Städtebund bei. Hier ward 31. Dez. 1474 zwischen Kaiser Friedrich III., den vier rheinischen Kurfürsten und Frankreich ein Bund abgeschlossen. 1794 kam A. an Frankreich, 1815 aber mit dem linken Rheinufer an Preußen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 495.
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