Ararat [1]

[670] Ararat, alter Name der Hochebene am mittlern Araxes in Armenien (s. Karte »Kaukasien«), Hauptsitz eines alten, schon im Alten Testament erwähnten Reiches A. Diese Hochebene ist auch in der Geschichte von der Sintflut gemeint, welche die »Berge von A.« als Rettungsort Noahs angibt. Nach armenischem Glauben sollen die Reste der Arche noch auf dem Gipfel vorhanden sein. Doch übertrugen schon die ältesten Bibelerklärer den Namen A. auf den höchsten der armenischen Berge, wogegen die Armenier den A. nur unter dem Namen Masis, die Türken als Agri Dagh (»steiler Berg«), die Perser als Kuhi Nuh (»Noahs Berg«) kennen. Der Berg A. bildet eine ausgedehnte, majestätische Gebirgsmasse, die sich am Südrande der 985 m hohen Hochebene von Eriwan bis in die Schneeregion erhebt und in zwei Hauptgipfeln, dem Großen (5165 m) und Kleinen A. (4030 m), endet, beide in den Spitzen 13 km voneinander entfernt und durch einen schmalen Höhenzug verbunden, den ein 2687 m hoher Paß überschreitet. Der Große A., ein leicht abgerundeter, mit ewigem Schnee bedeckter Riesenkegel mit drei Gipfeln, hat am Fuße 40 km Durchmesser, Schneefelder und Gletscher reichen 1000 m tief hinab. Das Gestein ist durchaus vulkanisch, und der Ausbruch vom 2. Juli 1840, wobei das Dorf Arguri und das St. Jakobskloster vernichtet wurden, hat bewiesen, daß der Feuerherd in seinem Innern trotz vielleicht jahrtausendlanger Untätigkeit (es liegt von vulkanischen Ausbrüchen aus historischer Zeit bis dahin kein Zeugnis vor) noch keineswegs erloschen ist. Auch der Kleine A. ist durchaus vulkanisch; sein Gipfel bildet das abgestutzte Ende einer viereckigen Pyramide. Die Vegetation am A. ist sehr dürftig. Wald ist nirgends zu sehen, nur zwischen dem Großen und Kleinen A. findet sich einiges Birken-, Wacholder- und Zwergmispelgestrüpp. In der Nähe des ewigen Schnees, dessen Grenze zwischen 3000 und 4000 m Höhe liegt, breiten sich hier und da grüne Matten aus, welche die Kurden im Sommer mit ihren Herden beziehen. Der Gipfel des A. wurde zum erstenmal 27. Sept. 1829 von dem Dorpater Naturforscher Parrot, später von Abich und M. Wagner erstiegen. Die wichtigste Besteigung wurde 1850 zum Zwecke der kaukasischen Triangulation vom russischen Oberst Chodzko ausgeführt, der beide Gipfel erklomm und auf dem des Großen A. fast eine Woche (6.–12. Aug.) mit Messungen zubrachte. Am A. scheiden sich Türkisch-, Russisch- und Persisch-Armenien; am Ostfuße des Kleinen A. beginnt das persische Gebiet (Aserbeidschân), die Nordseite der ganzen Masse mit den Gipfeln gehört dem russischen, die Südseite dem türkischen Reich an. Vgl. Parrot. Reise zum A. (Berl. 1834, 2 Tle.); M. Wagner, Reise nach dem A. (Stuttg. 1848); die Reisewerke von Parmelee (Bost. 1868), Bryce (z. Aufl., Lond. 1897), Kowalewskij und Markow (Petersb. 1889) und Leclerc (Par. 1892); Iwanowski, Der A. (russ., Petersb. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 670.
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