Arlberg

[773] Arlberg, 1802 m hoher Alpenpaß an der Grenze von Tirol und Vorarlberg (dem Land »vor dem A.«), der zugleich die Wasserscheide zwischen dem Rhein und der Donau (westlicher Abfluß die Alfenz zum Ill, östlich die Rosanna zum Inn) und die Grenze zwischen dee kristallinischen Fervallgruppe der Rätischen Alpen im S. (Peischelkopf 2415 m) und der Algäuer Gruppe der nördlichen Kalkalpen im N. (Schindlerspitze 2636 m) bildet. Nahe der Paßhöhe befindet sich das Hospiz St. Christoph. Über den A. führt eine 1824 vollendete Straße aus dem Stanzer Tal (Rosanna) nach dem Klostertal (Alfenz), die in weiterer Linie Landeck mit Bludenz verbindet und lange Zeit die einzige war, die Vorarlberg mit den üb-igen Teilen der Monarchie in direkte Verbindung setzte. Sie ist nun durch die Arlbergbahn ersetzt, die jüngste der großen Alpenbahnen, die Österreich in den Stand setzt, die Landesprodukte der südlichen Kronländer und des ungarischen Tieflandes sowie die in Triest ausgeschifften Waren des Orients direkt dem Westen Europas zuzuführen. Der Bau der eigentlichen, 136,6 km langen Arlbergbahn Innsbruck-Bludenz, an die sich die bereits 1872 eröffnete Staatsbahnlinie Bludenz-Bregenz anschließt, begann 1880 unter der Leitung des Oberbaurats Lott mit der Ausführung des großen, 10,250 m langen Tunnels zwischen St. Anton und Langen, dessen Durchschlag 15. Nov. 1883 erfolgte. Die Bahn wurde 20. Sept. 1884 dem Verkehr übergeben. Während sie auf der offenen Strecke eingleisig angelegt wurde, e. hielt der Tunnel zwei Gleise. Die Baukosten betrugen ca. 83 Mill. Kronen. De-höchste Punkt der Bahn liegt im Tunnel 1311 m ü. M., die größte Höhe, die ein Alpentunnel erreicht; die Maximalsteigung beträgt auf der östlichen Zufahrtstrecke Landeck-St. Anton 26.4, auf der westlichen Rampe Bludenz-Langen 31,4 pro Mille, das höchste mit Adhäsionsbahnen bisher erreichte Steigungsverhältnis (s. Tafel »Bergbahnen I«). Außer dem großen Tunnel hat die Bahn an Kunstbauten zahlreiche Viadukte, darunter die 195 m lange, 86 m hoch über die Trisanna führende Brücke. Vgl. Koch von Berneck, Die Albergbahn (Reiseführer, 4. Aufl., Zürich 1890); »Die Arlbergbahn«, Denkschrift der k. k. Staatsbahndirektion in Innsbruck (Innsbr. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 773.
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