Asurbanipal

[15] Asurbanipal (d. h. »Asur ist der Erzeuger des Sohnes«), König von Assyrien, der Sardanapal der Griechen, Sohn Asarhaddons, 669–625. Er schlug einen Angriff des äthiopischen Königs Tirhaka auf Ägypten siegreich zurück, unterdrückte auch einen von Necho, dem Statthalter von Saïs und Memphis (s. Asarhaddon), angezettelten Aufstand und besiegte nicht minder Tirhakas Nachfolger Urdamane, wobei er bis Theben vordrang und diese Stadt eroberte. Doch waren diese Erfolge nur von kurzer Dauer, denn schon 663 bestieg Nechos Sohn Psammetich den ägyptischen Thron, welcher der assyrischen Fremdherrschaft ein Ende bereitete. Nach etwa 20jähriger Regierung, während deren A. das weite Reich mit kräftiger Hand zusammenhielt, brach eine weitverzweigte Empörung aus: Asurbanipals Bruder Samas-sumukin (Saosduchin), den A. zum Vizekönig von Babylonien eingesetzt hatte, suchte sich unabhängig zu machen und reizte gleichzeitig Elam, Syrien und Arabien zum Abfall von Assyrien auf. Mit großer strategischer Klugheit gelang es A., den Sturm zu beschwören: er zwang Babylon und die andern großen Städte Babyloniens durch Aushungerung zur Unterwerfung und bestrafte die Empörer in grausamster[15] Weise; sein Bruder gab sich freiwillig den Flammentod (647). Elam wurde in wiederholten Kriegszügen verwüstet, seine Hauptstadt Susa erobert und dem elamitischen Reich ein Ende gemacht. Auch die nordarabischen Stämme wurden empfindlich gezüchtigt. Gegen das Ende seiner Regierung begannen von Norden her, zunächst durch die Meder, dann aber durch die Kimmerier, jene Völkerbewegungen, die den Sturz des assyrischen Weltreichs herbeiführten. Doch war A. nicht der letzte König Assyriens. Es folgte ihm nach seinem Tode 625 sein Sohn Asur-etil-ilani (-ukinni), und nach diesem regierte noch ein König Sin-sariskun, der griechische Sarakos. Weiteres s. Ninive. Was Asurbanipals Namen vor allen übrigen assyrischen Königen unsterblich gemacht hat, war seine Fürsorge um die Wissenschaft: er ist der Sammler und Mehrer jener großen Bibliothek im Palast zu Ninive, die in mehreren Tausenden beschriebener Tontafeln 1854 von Hormuzd Rassam gefunden und seitdem immer vollständiger in das Britische Museum übergeführt wurde. A. sammelte in den Tempelbibliotheken der alten babylonischen Städte (Kutha, Erech, Babylon etc.) alle wichtigen alten Schriftdenkmäler und ließ sie durch seine Schreiber abschreiben. Geschichtschroniken und chronologische Listen, Epen, Gebete und Psalmen, Götterlegenden, magische Texte aller Art, astronomische und astrologische Werke, sprachwissenschaftliche Listen von Berufs-, Tier-, Pflanzen-, Kleidernamen, Briefe etc. bilden Bestandteile dieser »Bibliothek Sardanapals«. Vgl. Bezolds »Catalogue of the cuneiform tablets in the Kouyunjik Collection of the British Museum« (Lond. 1889–99, 5 Bde.).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 15-16.
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