Bassermann

[431] Bassermann, 1) Friedrich Daniel, deutscher Politiker, geb. 24. Febr. 1811 in Mannheim, gest. 29. Juli 1855, lernte als Drogist in Le Havre und Paris, studierte 1829–31 in Heidelberg Naturwissenschaften, Geschichte und Staatswissenschaften und kaufte 1834 ein Drogengeschäft in Mannheim. 1841 wurde er Mitglied der badischen Zweiten Kammer, wo er bald zu den Führern der badischen Opposition zählte. Nachdem er mit Mathy in Mannheim eine Buchhandlung eröffnet hatte, übernahm er den Verlag der »Deutschen Zeitung«. Auf dem Landtag von 1847–48 begründete er 12. Febr. 1848 seinen Antrag auf deutsche Nationalvertretung, wurde von der badischen Märzregierung im März 1848 als Vertrauensmann an den Bundestag nach Frankfurt geschickt und nahm am Vorparlament teil. Von einem bayrischen Wahlbezirk in die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich der Mittelpartei an, präsidierte dem Verfassungsausschuß und war 9. Aug. 1818 bis zum Mai 1849 Unterstaatssekretär des Innern im Reichsministerium, mit Ausnahme des Interregnums nach der Verwerfung des Malmöer Waffenstillstandes. Im November 1848 erhielt er eine Mission nach Berlin, um ein Verständnis mit der preußischen Regierung anzubahnen, was ihm aber nicht gelang. Die Schilderung, die er in der Nationalversammlung 11. Nov. von den Berliner Zuständen entwarf, erregte viel Aufsehen, weil er sich darin für das Ministerium und gegen die von den revolutionären Massen terrorisierte preußische Nationalversammlung erklärte; seitdem sind die »Bassermannschen Gestalten« sprichwörtlich. Nach der Ablehnung der Kaiserkrone war er der erste, der zu einer Verständigung mit Preußen riet. Nachdem er im Mai 1849 mit der Partei Gagern die Nationalversammlung verlassen, wurde er in das Unionsparlament zu Erfurt gewählt. Von den Demokraten wegen seines Abfalles von der liberalen Sache geschmäht, kehrte er, durch Preußens Politik enttäuscht, gebrochen 1851 nach Mannheim zurück. Ein Nervenübel trieb ihn endlich zum Selbstmord.

2) Heinrich, prot. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 12. Juli 1849 in Frankfurt a. M., wurde 1873 Hilfsprediger in Arolsen, 1876 Privatdozent in Jena, im gleichen Jahr außerordentlicher Professor der praktischen Theologie in Heidelberg, daselbst 1880 ordentlicher Professor und 1883 Direktor des evangelisch-theologischen Seminars und Universitätsprediger. Er schrieb: »Handbuch der geistlichen Beredsamkeit« (Stuttg. 1885); »Entwurf eines Systems evangelischer Liturgik« (das. 1888); »Geschichte der evangelischen Gottesdienstordnung in badischen Landen« (das. 1891); »Der Katechismus für die evangelisch-protestantische Kirche in Baden« (Freib. 1896–97,3 Hefte); »Richard Rothe als praktischer Theologe« (das. 1899); »Zur Frage des Unionskatechismus« (Tübing. 1901). Mit Chlers gab er 1879–91 die »Zeitschrift für praktische Theologie« heraus und veröffentlichte mehrere Predigtsammlungen.

3) Ernst, demscher Politiker, geb. 26. Juli 1854 zu Wolfach in Baden, studierte die Rechte, trat in den badischen, eine Zeitlang auch in den elsässischen Justizdienst, ließ sich in Mannheim als Rechtsanwalt nieder und wurde 1887 Stadtrat. 1893 zum Reichstagsabgeordneten gewählt, schloß er sich der nationalliberalen Fraktion an und beteiligt sich namentlich an wirtschaftlichen und sozialpolitischen Beratungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 431.
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