Beecher

[547] Beecher (spr. bītscher), 1) Lyman, amerikan. Theolog, geb. 12. Okt. 1775 in New Haven (Connecticut), gest. 10. Jan. 1863 in Brooklyn, 1810 Prediger zu Litchfield, lebte seit 1826 in Boston, wo seine ältere Tochter, Catherine, eine Mädchenschule leitete, und wurde 1832 zum Präsidenten des Lane Theological Seminary in Cincinnati ernannt. Seinen schriftstellerischen Ruf begründete er durch seine »Predigten über die Mäßigkeit«. Seine Werke erschienen gesammelt zu Boston 1852 in 3 Bänden, seine »Autobiography« zu New York 1865.

2) Harriet B. Stowe, amerikan. Schriftstellerin, geb. 12. Juni 1812 in Litchfield (Connecticut) als jüngste Tochter des vorigen, gest. 1. Juli 1896 zu Hartford (Connecticut), war Lehrerin in Boston, siedelte 1832 nach Cincinnati über und verheiratete sich mit Calvin E. Stowe, der 1850 an das theologische Seminar in Andover berufen wurde und 1886 starb. Sie hatte 1846 mit einem Bande kurzer Erzählungen debütiert und legte ihre in Cincinnati und auf Reisen im Süden gemachten Beobachtungen über die Sklaverei in dem berühmten Tendenzroman »Uncle Tom's cabin« nieder, der zuerst in einer Zeitschrift erschien, 1852 in Buchform, und seitdem unzähligemal aufgelegt, in fast alle lebendige Sprachen übersetzt und vielfach dramatisiert wurde. Josiah Hanson, das Original ihres Titelhelden, schrieb seine »Autobiographie« (Boston 1858), der sie eine Einleitung vorausschickte. Auf einer Reise in Europa 1853 mit Ehrenbezeigungen überhäuft. schrieb sie »Sunny memories of foreign lands« (Boston 1854, 2 Bde.). Aus ihrer fortan übermäßig gesteigerten Produktion ragen nur die folgenden Werke hervor: »Dred: a tale of the great Dismal Swamp« (1856), später »Nina Gordon« genannt, »The minister's wooing« (1859) und »Old town folks« (7. Aufl. 1871). Ihr schmählicher Angriff auf Byron in »The true story of Lady Byron's life« verringerte beträchtlich ihr Ansehen, und die Broschüre »Lady Byron vindicated« vermochte dasselbe nicht wiederherzustellen. Ihre Gedichte sind meist religiöser Natur. Ihre Briefe und Tagebücher (deutsch, Gotha 1892) wurden von ihrem Sohne Charles Edward Stowe herausgegeben; ihre gesammelten Werke in 16 Bänden (Boston 1897). Vgl. Mc. Gray, Life-work ot the author of Uncle Tom's cabin (Lond. 1890), und Mrs. James T. Fields, Life and letters of H. B. S. (Boston 1897).

3) Henry Ward, bedeutender amerikan. Kanzelredner, Bruder der vorigen, geb. 24. Juni 1813 in Litchfield, gest. 8. März 1887 in Brooklyn, war seit 1839 Prediger in Indianapolis, bis er 1847 einem Ruf an die neugegründete kongregationalistische Plymouthkirche zu Brooklyn folgte. Seine eigentümliche Beredsamkeit bewährte sich auch in außerkirchlichen Vorträgen, die er teilweise u. d. T.: »Lectures to young men« (New York 1850) veröffentlichte. Auf einer Reise nach Europa (1863) hielt er in England öffentliche Vorträge über den amerikanischen KriegA volume of speeches«, 1863), die nicht wenig zur Umstimmung des öffentlichen Urteils zugunsten der Nordstaaten beitrugen. Wie ein entschiedener Gegner der Sklaverei, so ist B. stets auch einer der hervorragendsten Befürworter der Temperenzsache und der Frauenemanzipation gewesen. Seit 1870 gab er »The Christian Union« heraus; die in Brooklyn gehaltenen Predigten erschienen gesammelt u. d. T.: »The Plymouth pulpit« (New York 1859–72, 10 Bde.; neueste Ausg. 1893, 5 Bde.); eine Auswahl seiner geistlichen Reden in deutscher Übersetzung gaben Tollin (Berl. 1870) und Kannegießer (das. 1874) heraus. Seine »Autobiographical reminiscences« gab Ellinwood (New York 1898) heraus. Vgl. Abbot und Halliday, Life and characteristics of H. W. B. (2. Aufl., New York 1887) und die von seinem Sohne William C. B. verfaßte Biographie (2. Aufl. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 547.
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