Bermūdas

[708] Bermūdas (Somersinseln), brit. Inselgruppe im Atlantischen Ozean unter 32°20´ nördl. Br. und 64°51´ westl. L., 965 km östlich vom nordamerikanischen Kap Hatteras, besteht aus 390 kleinen, bis 80 m hohen Inseln und Klippen, die zusammen nur 49,5 qkm messen und durch Regen- und Brandungswirkung in wunderlicher Weise zerrissen sind. Unterseeische Torflager und Stalaktitenhöhlen sprechen dafür, daß sich an ihrer Stelle einst eine zusammenhängende größere und höhere Insel befand; wie es scheint auf dem Gipfel eines erloschenen unterseeischen Vulkans, der ringsum von gewaltigen Seetiefen (4000 m) umgeben ist. Zwischen sich schließen die Inseln eine Anzahl von Sünden und Buchten mit engen Zufahrten ein, die der Schiffahrt gute Ankerplätze gewähren, z. B. Great Sound und Hamilton oder Crow Lane Harbor im SW. und St. George oder Castle Harbor im NO. Einen Korallenbau bilden die B. nicht. Das Gestein ist aber durchlässiger sandiger Kalkstein, der in den obern Lagen nur einen dürren, mit der Bermudazeder (Juniperus barbadensis) und anderm Gesträuch bewachsenen Boden bildet, in den Talungen dagegen einen reichen Roterdeboden. Quellen und Brunnen fehlen, und alles Nutzwasser muß in Zisternen gesammelt werden. Das Klima ist mild und gesund (im Winter nie unter 7°, im Sommer nicht über 33°), neigt aber im Spätsommer zu anhaltender Gewitterschwüle und heftigen Orkanen. Mäßige Erdbeben sind nicht selten. Die Tier- und Pflanzenwelt ist arm an Arten und vorwiegend aus Westindien und Nordamerika eingewandert. Unter der Pflege der Menschen schmücken die Landschaft auch Königs- und Kokospalmen, Orangen- und Oleanderbäume etc. Die Hauptkulturen erstrecken sich aber auf Bermudazwiebeln und Kartoffeln sowie auf Arrowroot und Blumenzwiebeln (insgesamt nur gegen 500 Hektar). – Die Hauptinsel (Mainland oder Bermuda) nimmt die Mitte des Archipels ein, mißt 39 qkm und enthält die Hauptstadt Hamilton (s. d.). Die zweitgrößte Insel St. George (2,8 qkm) liegt mit St. David (2,1 qkm) im NO. und war mit Mainland durch einen großen Dammbau künstlich verbunden (den sogen. Causeway, 1899 durch einen Orkan zerstört). Im W. beherrscht das stark befestigte, zugleich als Strafanstalt dienende Ireland (0,5 qkm) den Eingang in den Great Sound. Nur 15 Inseln sind bewohnt. Die Einwohnerzahl betrug 1898: 16,291 (gegen 75 Proz. Farbige), ohne die 1974 Mann starke Besatzung, die Zahl der Schulen 21 und der Schüler 1215. Die Kolonialeinkünfte beliefen sich auf 38,923 Pfd. Sterl. die Ausgaben auf 37,603, die Einfuhr auf 351,473, die Ausfuhr auf 113,903 Pfd. Sterl., der Schiffsverkehr auf 471,956 Ton., die Telegraphenlinien auf 70 km. Die Verwaltung der als Kohlen- und Flottenstation hochwichtigen Inselgruppe liegt in den Händen eines Gouverneurs, dem ein von ihm selbst ernannter gesetzgebender Rat von 10 und ein von der Bevölkerung erwähltes Haus von 36 Mitgliedern zur Seite steht. – Die B. wurden 1502 von Juan Bermudez entdeckt und 1612 von den Engländern auf Veranlassung von Sir George Somers, der auf ihnen Schiffbruch litt, besiedelt. – Vgl. Godet, Bermuda, its history, geology. climate (Lond. 1860); Lefroy, Discovery and settlement ot the B. (das. 1877–79, 2 Bde.); Rice, The geology of Bermuda (Washingt. 1884); Heilprin, Bermuda Islands (Philad. 1889); Stark, Guide to Bermuda (Lond. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 708.
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