Bestúshew

[763] Bestúshew, Alexan der Alexandrowitsch, geb. 3. Nov. (23. Okt.) 1797 in Petersburg, gest. 19. (7.) Juli 1837, bekannter unter dem Pseudonym Marlinskij, Sohn des Staatsrats A. Fedosejewitsch B., war als Gardeoffizier mit seinem Freunde, dem Dichter Rylejew, in die Militärverschwörung von 1825 (gegen Nikolaus I. zugunsten der Nachfolge Konstantins) verwickelt und wurde zu 20jähriger Zwangsarbeit nach Jakutsk verbannt. 1829 erhielt er die Erlaubnis, als Gemeiner in die kaukasische Armee einzutreten, avancierte in derselben zum Fähnrich und fiel 1837 in einem Scharmützel am Vorgebirge Adler. B. gehört zu dem Kreis der bedeutendern Schriftsteller der Epoche Puschkins. Vor seiner Verbannung gab er mit Rylejew den ersten russischen Almanach: »Der Polarstern« (Petersb. 1823), heraus, an dem sich außer Karamsin alle hervorragenden literarischen Kräfte jener Zeit beteiligten. In Jakutsk wurde er durch ein Zusammentreffen mit dem Berliner Reisenden Adolf Erman zu einer an letztern gerichteten, von Geist und Witz sprudelnden »Epistel« veranlaßt, die er in französischer Sprache abfaßte und später ins Russische übertrug. B. lieferte alsdann in rascher Folge eine große Anzahl novellistischer Arbeiten. Als seine Hauptwerke sind hervorzuheben: der Roman »Ammalat-Beg«, der den Verrat eines Tscherkessenhäuptlings gegen Rußland schildert und sich besonders durch tiefpoetische Naturschilderungen und interessante Charakteristiken auszeichnet, ferner: »Mullah-Nur«, »Die Fregatte Nadeshda«, »Die schreckliche Weissagung« etc. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Petersburg 1839–40 in 12 Bänden (seitdem mehrfach aufgelegt); ins Deutsche übersetzt sind mehrere seiner Novellen und Skizzen von A. v. Seebach (Leipz. 1837), seine gesamten Werke von Löbenstein (das. 1845, 4 Bde.). 1860 erschien noch seine anziehende »Privatkorrespondenz«, von Semewskij herausgegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 763.
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