Bohemund

[143] Bohemund, 1) B. I., ältester Sohn des Normannenherzogs Robert Guiscard von Apulien von dessen erster Gemahlin Alberada, machte 1081 den Zug seines Vaters gegen den byzantinischen Kaiser Alexios nach Epirus mit, nahm, nach dem Tode des Vaters auf das Fürstentum Otranto beschränkt, während sein jüngerer Stiefbruder, Roger, Apulien erhielt, an dem ersten Kreuzzug 1096 teil, kämpfte bei Doryläum (1. Juli 1097), zeichnete sich auch sonst durch Umsicht und Kühnheit als Führer aus und gewann durch Verrat Antiochia (3. Juni 1098), das er trotz der Feindschaft Raimunds von Toulouse als Fürstentum behauptete. Die nach dem Tode Gottfrieds (18. Juli 1100) von einer Partei erstrebte Übertragung der Krone von Jerusalem an B. wurde unmöglich, weil er im Sommer 1100 in die Gefangenschaft des Emirs von Siwas geriet, aus der er sich erst nach 3 Jahren loskaufen konnte. Nach einer vergeblichen Unternehmung gegen Harrân ging er 1104 nach Europa, um neue Truppen zu sammeln, wendete sich aber dann nach Epirus gegen den alten Feind Kaiser Alexios, mußte aber 1108 die Belagerung von Durazzo aufgeben und einen ungünstigen Frieden schließen. Er starb 7. März 1111. Vgl. Kugler, B. und Tankred. Fürsten von Antiochien (Tübing. 1862).

2) B. II., Fürst von Antiochia, geb. 1108 als des vorigen jüngerer Sohn, gest. im Februar 1130, trat im Sommer 1126 die Regierung an, vermählte sich mit König Balduins II. von Jerusalem zweiter Tochter, Alice, fiel aber im Februar im Kampf gegen Ghazi ibn Danischmend in Kilikien. Erbin war seine dreijährige Tochter Konstantia, die sich später mit Raimund I. von Poitou und nach dessen Tode 1152 mit Rainald von Châtillon vermählte.

3) B. III., Fürst von Antiochia, Sohn Konstantias, der Tochter des vorigen, und Raimunds I. von Poitou, übernahm 1163 die Regierung; ein schwacher Fürst, verstieß er seine Gemahlin Theodora, um seine Buhlerin Sibylla auf den Thron zu erheben. Als dafür die Geistlichkeit von Antiochia sein Land mit dem Interdikt belegte, ward Antiochia der Schauplatz[143] innerer Fehden. B. mußte im September 1188 mit Saladin einen schimpflichen Frieden schließen und starb 1201. – B. IV. (1201–33), der mit Raimund Rupin (1216–19) um den Besitz Antiochias kämpfen mußte, und B. V (gest. 1251) waren unbedeutende Fürsten. Unter B. VI. ward Antiochia 19. Mai 1268 vom ägyptischen Sultan Bibars erobert. Vgl. »Révue de l'Orient latin«, Bd. 4 (S. 321ff.); Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem (Innsbr. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 143-144.
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