Durazzo

[296] Durazzo (türk. Dratsch, albanes. Dúrresi), ärmlicher Hafenplatz in Türkisch-Albanien (Wilajet Skutari), auf einem Vorgebirge des Adriatischen Meeres, in fiebererzeugender Gegend, mit ca. 5000 Einw., ist reich an Überresten aus dem Altertum und Mittelalter. Der Hafen, obschon versandet, ist der belebteste und wichtigste von Mittelalbanien. Ausfuhrartikel sind: Blutegel, Feldfrüchte, Felle und Leder, Nutzholz, Öl und Tabak. – Die Stadt, die im Altertum Epidamnos hieß, war als Kolonie der Korinther und Korkyräer 625 v. Chr. unter Führung des Herakliden Phaleos angelegt; durch ihren politischen Parteikampf gab sie 432 die Veranlassung zum Peloponnesischen Krieg. Unter den Römern, die Ende des 4. Jahrh. die Stadt gegen die andrängenden Illyrier in Schutz nahmen, wurde der Name der Stadt wegen seines Anklanges an damnumSchade«) in Dyrrhachium, nach der Halbinsel, worauf die Stadt lag, verwandelt. Zwischen ihr und dem 150 km entfernt gegenüberliegenden Brundusium fand die Hauptverbindung Griechenlands mit Italien statt, und hier begann die große Egnatische Heerstraße nach dem Hellespont. Bekannt ist D. namentlich wegen der langen Kampfe zwischen Cäsar und Pompejus 48 v. Chr., die zu gunsten des letztern ausliefen. Seine höchste Blüte erreichte D., als es zu Ende des 4. Jahrh. n. Chr. Hauptstadt der Provinz Epirus nova wurde. Zum byzantinischen Reiche gehörig, wurde es von Theoderich d. Gr. und zweimal (986–989,1018–42) von den Bulgaren erobert. 1082 wurde D. von Robert Guiscard eingenommen. Nach Roberts Tode kam D. wieder unter byzantinische Herrschaft; 1108 ward es von Bohemund erobert, 1185 vom König Wilhelm dem Guten von Sizilien genommen, aber dann wieder an die Griechen abgetreten. 1205 kam es vorübergehend an Venedig, 1272 an Karl von Anjou, wurde durch ein Erdbeben 1273 zerstört, aber bald wieder aufgebaut, kam 1304 als Herzogtum an Philipp von Tarent, 1333 an Achaia, 1336 an Serbien, gleich darauf an Neapel (Karl III. von Neapel und Ungarn nannte sich, mit Margarete von D. vermählt, Karl von D.) und 1394 an Venedig. 1501 wurde die Stadt von den Türken unter Mohammed Bei erobert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 296.
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