Skutări

[535] Skutări, 1) (slaw. Skadar, türk. Schkodra) weitläufig gebaute, gartenreiche Hauptstadt eines türkischen, das nördliche Albanien umfassenden Wilajets (die beiden Sandschaks S. und Durazzo mit 8 Kasas umfassend, 10,800 qkm mit 294,100 fast ausschließlich albanes. Einwohnern), liegt in der Ebene südlich des gleichnamigen Sees (s. unten), dessen Überschwemmungen es alljährlich ausgesetzt ist, zwischen Kiri und Bojana, 25 km vom Adriatischen Meer, ist Sitz des Generalgouverneurs (Wali), mehrerer europäischer Konsuln, eines katholischen Erzbischofs und eines griechischen Bischofs sowie Stapelplatz von Albanien, hat ein Kastell, eine große kath. Kathedrale, große Kaserne, Wollweberei, Fischerei, Schiffbau, einen Basar von 2000 Buden, lebhaften Handel (Ausfuhr von Wolle, Mais, Sumach und Fellen, Einfuhr besonders von Geweben, Leder- und Kolonialwaren) und 35,000 Einw. Am 1. Juni 1905 wurde S. durch ein Erdbeben schwer betroffen. S. ist das alte Skodra, Hauptort des illyrischen Stammes der Labeaten und bis 168 v. Chr. die befestigte Residenzstadt des illyrischen Königs Gentius; nach dessen Besiegung durch die Römer wurde es frei, aber tributpflichtig, römisch erst später. – 2) (Üsküdar) Stadt im türk. Polizeibezirk von Stambul, am Bosporus, Konstantinopel gegenüber gelegen und dessen bedeutendste asiatische Vorstadt. Es ist Sitz eines Mutesarrifs und eines der vier Mollas von Konstantinopel und mit Angora und Afiun-Karahissar durch Eisenbahn verbunden, hat einen Palast des Sultans, zahlreiche Moscheen, darunter 8 kaiserliche, Basare und Niederlagen, eine große Kaserne, ein Kloster der heulenden Derwische, Bäder, Landhäuser, eine christliche Knaben- und Mädchenschule unter Leitung der amerikanischen Bibelgesellschaft, Seiden- und Baumwollweberei, Gerberei, lebhaften Handel, aber schmutzige, enge Straßen und (mit Vororten) 82,400 Einw. (meist Türken). Merkwürdig ist der Große Friedhof von S., ein im Süden der Stadt liegender ungeheurer, bis Haidar Pascha sich erstreckender Zypressenhain, in dem sich seit alter Zeit fromme Türken aus Konstantinopel und der Umgegend beerdigen lassen, um in Asien, ihrer eigentlichen Heimat, zu ruhen. Im Altertum hieß S. Chrysopolis. S. den Stadtplan »Konstantinopel«. Unmittelbar südlich von S. der aufblühende Vorort Haidar Pascha, mit Militärmedizinschule, Militärhospital, den Bahnhofsanlagen der Anatolischen Eisenbahn und neuen Hafenanlagen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 535.
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