Caballero [2]

[676] Caballero (spr. -waljēro), 1) Fernan (mit dem wahren Namen Cecilia de Arrom), span. Novellistin, geb. 1797 zu Morges in der Schweiz, gest. 7. April 1877 in Sevilla, Tochter des Deutschen Nikolaus Böhl von Faber (s.d.) und einer Spanierin, erhielt ihre erste Erziehung in Deutschland, folgte 1813 ihrem Vater nach Spanien, wo derselbe ein Handelshaus besaß, und vermählte sich dort mit A. Planells. Später (1822) heiratete sie den Marquis v. Arco-Hermoso und, nachdem auch dieser 1835 gestorben, den Advokaten Arrom in Sevilla, wo sie seitdem lebte. Als Schriftstellerin war sie zuerst 1849 mit dem Roman »La Gaviota« aufgetreten, dem in den nächsten Jahren »La familia Alvareda«, »Un veranoen Bornos«, »Clemencia«, »Lagrimas«, »Elia«, »Pobre Dolores«, »Lucas Garcia« u. a. sowie verschiedene Sammlungen kleinerer ErzählungenCuentos«, »Cuadros de costumbres«, »Relaciones« etc.) folgten, die insgesamt außerordentliches und gerechtes Aufsehen erregten. C. ist dadurch die Schöpferin des modernen realistischen Romans, besonders der Dorfgeschichte, in Spanien geworden, dessen Natur und Volksleben sie mit bewundernswürdiger Wahrheit und Lebendigkeit darzustellen wußte. Dabei verfolgte sie jedoch eine streng katholische und extrem konservative Richtung und legte den Spaniern das Festhalten an der alten Sitte und dem alten Glauben dringend aus Herz. Auch die erste Sammlung spanischer Volksmärchen und Volkslieder verdankt man ihr: »Cuentos y poe- [676] sías populares andaluces« (Sevilla 1859), nächst andern folkloristischen Publikationen. Nach ihrem Tod erschienen noch: »Cuentos, adivinos, oraciones y refranes populares é infantiles« (Madr. 1877), »Cuadros de costumbres« (Valencia 1878 u. ö.; neuerdings 1887) sowie Novelletten, verbunden mit einer kurzen Biographie, als »Ultimas producciónes«. Ihre Werke »Obras Completas« füllen 13 Bände (Madr. 1860–61); den ersten begleitet ein Lebensabriß von H. M. Asensio. Die hauptsächlichsten Werke stehen auch in der Brockhausschen »Coleccion de autores españoles«; deutsche Übersetzungen besorgten Lemcke, Clarus und Hedwig Wolf (Paderb. 1859–64, 17 Bde.), »Andalusische Novellen« H. Müller (in Meyers »Volksbüchern«). Vgl. A. Morel-Fatio, F. C. d'après sa correspondance avec Antoine de Latour (Par. 1901).

2) Don Fermin Agosto de, span. Schriftsteller, geb. 7. Juli 1800 in Barajas de Melo (Provinz Cuenca), gest. 17. Juni 1876 in Madrid, studierte Rechtswissenschaft, Geschichte, Geographie und Literatur, ließ sich als Advokat in Madrid nieder, mußte aber seiner liberalen Gesinnung wegen unter Ferdinand VII. die Hauptstadt verlassen. Nach dessen Sturz zurückgekehrt, gründete er 1833 die liberale Zeitung »Eco del Comercio« und erhielt eine Professur der Geographie und Geschichte an der Universität zu Madrid. Später war er zweimal Minister des Innern und wurde 1870 zum Mitgliede der Geschichtsakademie, 1875 zum Präsidenten der Madrider Geographischen Gesellschaft ernannt. Hauptwerke: »El dique critico contra el torrente« (1827–29); »Nomenclatura geografica de España« (1834); »Fisonomía natural politica de los diputados á Cortes« (1836); »El gobierno y las Cortes del Estatuto« (1837); »Pericia geografica de Cervantes« (1840); »Interrogatorio para la descripción de los pueblos« (1841); »Diccionario manual geográfico de España« (1844); »Sinopsis geografica« (1848) und »Conquenses ilustres« (1875, 4 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 676-677.
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