Chaptal

[880] Chaptal (spr. schaptall), Jean Antoine Claude, Graf von Chanteloup, Staatsmann und Chemiker, geb. 4. Juni 1756 in Nogaret (Lozère), gest. 30. Juli 1832 in Paris, studierte daselbst, lebte dann als Arzt und Lehrer der Chemie in Montpellier, wurde 1793 Leiter der Salpeterfabrik in Grenoble, wo er die Fabrikation des Salpeters vereinfachte, erhielt eine Verwaltungsstelle im Depart. Hérault und wurde Professor der Chemie in Montpellier. C. förderte die Fabrikation von Schwefelsäure, Alaun und Soda, führte die Türkischrotfärberei in Frankreich ein und gab ein Weinverbesserungsverfahren an. 1798 ward er Mitglied des Instituts, 1799 Staatsrat und 1800 Minister des Innern. Als solcher bemühte er sich um die Hebung der Industrie, begründete die Handelsgesetzgebung und vermehrte die Börsen, sorgte für die arbeitenden Klassen, beutete die Fortschritte Englands im Maschinenwesen aus und errichtete in Compiègne die erste Kunst- und Gewerbeschule. Die großen Sammlungen des Konservatoriums für Künste und Gewerbe öffnete er für den Unterricht industrieller Bürger Er begünstigte auch den Bau neuer Straßen, Brücken und Kanäle und begründete die freie Flußschiffahrt. Ebenso rief C. die ägyptische Kommission ins Dasein und war tätig für die Errichtung und Ausbildung wissenschaftlicher Lehranstalten. 1804 erhielt er seine Entlassung, ward indes schon 1805 zum Mitgliede des Erhaltungssenats berufen und 1811 geadelt. Während der Hundert Tage war er Staatsminister und Direktor des Handels und der Manufakturen. Nach der Restauration trat er ins Privatleben zurück, ward aber 1819 in die Pairskammer berufen. Er schrieb: »Essai sur le perfectionnement des arts chimiques en France« (1800); »Eléments de chimie« (4. Aufl. 1803, 3 Bde.); »Chimie appliquée aux arts« (1807, 4 Bde.; 2. Aufl. 1827, 5 Bde.; deutsch von Hermbstädt, Berl. 1808) und »Chimie appliquée à l'agriculture« (1823, 2 Bde.; 2. Aufl. 1829; deutsch von Eisenbach, mit Anhang von Schübler, Stuttg. 1824); »De l'industrie française« (1829, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 880.
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