Chorĕographie

[97] Chorĕographie (griech.), die Kunst, die Tänze durch Zeichen anzudeuten, wie die Töne durch Noten bezeichnet werden. Sie bezieht sich auf die Stellung der Füße und die Haltung der Arme, auf Bewegung ohne Fortrücken und auf die Schritte mit dem Grade ihrer Geschwindigkeit in der Figur (Tour) des Tanzes. Als Erfinder der C. gilt Thoinot Arbeau (Anagramm von Jehan Tabourot), der in seinem Werk »Orchésographie« (Langres 1588; deutsch von A. Czerwinsky: »Tänze des 16. Jahrhunderts«, Danzig 1878) zu jedem Tanztonstück unter den Noten die Schritte vorzeichnete; doch hat man Belege dafür, daß dieses Verfahren in Frankreich schon weit früher im Gebrauch war. Der eigentliche Ausbildner und Vervollkommner der C. ist Beauchamps, Tanzmeister Ludwigs XIV.; Noverre erklärte sich gegen die C. Le Feuillet schrieb sich die Erfindung zu und gab eine »Chorégraphie, ou l'art d'écrire la danse par caractères. figures et signes demonstratifs« (2. Aufl., Par. 1701; deutsch in Tauberts »Rechtschaffenem Tanzmeister«, Leipz. 1717) heraus. Eine Verbesserung der C. wurde durch Ch. Blasis (»Traité de l'art de danse«, 1820) angebahnt. Jetzt ist jeder Ballettmeister sein eigner Choreograph. Vgl. Saint-Léon, Stenochorégraphie, ou l'art d'écrire promptement la danse (Par. 1852); Schriften von Dürholz (Berleburg 1855), Oldenburg (Zwickau 1891), Freising (Berl. 1892) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 97.
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