Corot

[295] Corot (spr. kŏro), Camille, franz. Maler, geb. 28. Juli 1796 in Paris, gest. daselbst 23. Febr. 1875, besuchte zuerst das Lyzeum von Rouen und kam dann in eine Buchhandlung, die er aber 1822 wieder verließ, um sich der Kunst zu widmen. Nachdem er Michallons und V. Bertins Unterweisung genossen, ging er 1826 nach Italien und brachte 1827 ein Gemälde: Gegend bei Nemi, im Pariser Salon zur Ausstellung. Das wahre Talent Corots trat aber erst zutage, als er die französischen Gegenden zu durchstreifen und die Natur in ihren elementaren Äußerungen zu belauschen anfing. Im Anfang der 1850er Jahre war Corots eigentümliche Naturanschauung zum vollen Durchbruch gekommen. Allmählich wich die Gleichgültigkeit, mit der man seine Alerke anfangs aufgenommen, begeistertem Beifall der Künstler und des Publikums. Corots Auffassung war eine vorwiegend lyrische, empfindsame; er wählte seine Stoffe nicht, um ein treues Landschaftsbild daraus zu gestalten, sondern um in ihnen besondere Stimmungen, die ihn erfüllten, auszuprägen. Er legte darum keinen Wert auf die »schöne Ansicht«, sondern einfache Motive, kleine Naturausschnitte, meist mit Nymphen bevölkert, Wald, Feld, ein Weiher, genügten ihm, um in ihrer Gesamterscheinung eine feierliche Ruhe, ein silbernes Licht, die Bewegung des Windes zur Anschauung zu bringen; er löste die einzelnen Formen der Natur in ihre Luft- und Lichtwirkungen auf und umhüllte sie zumeist mit einem klaren, hellen Grau, das die Kontraste und Härten milderte, ja oft völlig unterdrückte und daher leicht reizlos wurde. Trotz ihres poetischen Gesamteindrucks machen manche seiner Bilder einen zu skizzenhaften Eindruck. Fast alle französischen Museen besitzen Bilder von ihm. C. gehört zu den Meistern der sogen. Paysage intime. Vgl. Dumesnil, C., souvenirs intimes (Par. 1875); Rousseau, Camille C. (das. 1884); Roger-Milès, Corot (das. 1891) und dessen Einleitung zu dem »Album classique des chefs d'œuvres de C.« (das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 295.
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