Cromer [2]

[350] Cromer, 1) Martin, poln. Geschichtschreiber, geb. 1512 zu Biecz in Galizien, gest. 23. März 1589, studierte zu Krakau, ward dort Domherr, dann Sekretär und Reisebegleiter des Prinzen Siegmund August und nach dessen Thronbesteigung mit der Ordnung des Reichsarchivs zu Krakau beauftragt. Vielfach als Gesandter verwendet, so bei Karl V., dem Papste, Ferdinand I. und andern Fürsten, begleitete er den Kardinal Hofins auf das Tridentinische Konzil und wurde Administrator des Bistums, 1574 Koadjutor und 1579 selbst Bischof von Ermeland. C. war ein heftiger Gegner der Reformation. Sein Werk »De origine et rebus gestis Polonorum« (Basel 1555[350] u. ö., auch deutsch) reicht bis zum Tode Siegmunds I. und ist in elegantem Latein geschrieben, aber oft unkritisch. Wertvoller ist sein geographisch-statistisches Werk »Polonia, sive de situ, populis, moribus etc. Poloniae« (Basel 1568 u. ö.). Vgl. »Der ermeländische Bischof Martin C.« (Braunsb. 1868).

2) Evelyn Baring, Lord, engl. Staatsmann, geb. 1841 als Sohn des Henry Baring (s. Baring), trat 1858 in die Armee ein, wurde 1875 Major, war von 1872–76 Privatsekretär seines Vetters, des Generalgouverneurs von Indien, Lord Northbrook, und wurde 1877 zum englischen Kommissar bei der Verwaltung der öffentlichen Schuld Ägyptens ernannt. Von 1879–80 war er Generalkontrolleur der ägyptischen Finanzen, ging dann 1880 als Finanzminister nach Ostindien, kehrte aber schon 1883 als britischer Generalkonsul und bevollmächtigter Minister nach Ägypten zurück und leitete von da an die Reorganisation der Verwaltung des von den Engländern besetzten Landes, um die er sich die größten Verdienste erwarb. Im Mai 1892 wurde er zum Peer mit dem Titel Baron C., 1. Jan. 1899 zum Viscount C. ernannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 350-351.
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