Dörpfeld

[139] Dörpfeld, 1) Friedrich Wilhelm, pädagog. Schriftsteller und Schulmann, geb. 8. März 1824 in Sellscheid bei Wermelskirchen (Kreis Lennep), gest. 26. Okt. 1893 in Ronsdorf, wurde, in der Zahnschen Anstalt zu Fild und im Lehrerseminar zu Mörs gebildet, 1844 Lehrer an der Präparandenanstalt zu Fild, 1848 Lehrer auf dem Heidt bei Ronsdorf und 1849 Hauptlehrer, später Rektor zu Wupperfeld-Barmen. 1880 trat er in den Ruhestand. Herbartianer und Anhänger der sogen. positiven evangelischen Union, trat D. als pädagogischer Schriftsteller gleichzeitig nachdrücklich für die selbständige Verfassung des Schulwesens ein, besonders in den Schriften: »Die freie Schulgemeinde auf dem Boden der freien Kirche im freien Staate« (Gütersloh 1863); »Drei Grundgebrechen der hergebrachten Schulverfassungen« (das. 1868); »Beitrag zur Leidensgeschichte der Volksschule nebst Vorschlägen zur Reform der Schulverwaltung« (das. 1880, 3. Aufl. 1892, gegen des damaligen Kultusministers v. Puttkamer Rede vom 11. Febr. 1880); »Das Fundamentalstück einer gerechten, gesunden, freien und friedlichen Schulverfassung« (Hilchenbach 1892). Auf die heimische rheinische Lehrerschaft wirkte D. tief und nachhaltig als vorbildlicher praktischer Schulmann und Konferenzleiter. In weitern Kreisen wurde er bekannt durch zahlreiche Schriften schulpolitischer, philosophischer und methodischer Art. Sie erschienen gesammelt in 12 Bänden (Gütersloh 1897 ff.). Seit 1857 leitete er (zuletzt mit G. Heine) das von ihm begründete »Evangelische Schulblatt« (Gütersloh). 1872 war D. Mitglied der vom Minister Falk zur Vorberatung der sogen. Allgemeinen Bestimmungen einberufenen Berliner Konferenz. 1903 wurde ihm in Barmen ein Denkmal gesetzt. Vgl. Anna Carnap (geborne D.), Friedr. Wilh. D. (2. Aufl., Gütersloh 1903); kleinere biographische Schriften von Hindrichs (das. 1894), Wienstein (Halle 1902); Trüper, F. W. Dörpfelds soziale Erziehung (Gütersloh 1901).

2) Wilhelm, Architekt, Sohn des vorigen, geb. 26. Dez. 1853 in Barmen, war 1878–81 als Bauführer mit der technischen Leitung der Ausgrabungen in Olympia betraut und beteiligte sich an den amtlichen Berichten. 1882 zum Architekten des Deutschen archäologischen Instituts zu Athen ernannt, erhielt er bei der Jubelfeier der Universität Würzburg ehrenhalber die Doktorwürde. Im November 1887 wurde er zum ersten Sekretär der archäologischen Zweiganstalt in Athen und später zu ihrem Direktor ernannt. D. hat sich an den letzten Ausgrabungen Schliemanns in Tiryns und Troja-Hissarlyk beteiligt und wichtige Beiträge zu den Veröffentlichungen Schliemanns geliefert. Nach dessen Tod unternahm er im Auftrage der Witwe 1893 neue Ausgrabungen in Hissarlyk, die vielfach zur Aufklärung der ältern beigetragen haben. Das Gesamtergebnis seiner und andrer Trojaforschungen faßte er zusammen in: »Troja und Ilion. Ergebnisse der Ausgrabungen 1870–1894« (Athen 1903, 2 Bde.). Über seine Forschungen und Ausgrabungen in Athen hat er in den »Mitteilungen des Archäologischen Instituts in Athen« berichtet. Seit Herbst 1900 leitet er auch die Ausgrabungen in Pergamon. Mit Reisch gab er heraus: »Das griechische Theater« (Athen 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 139.
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