Puttkamer

[469] Puttkamer, 1) Robert Viktor von, preuß. Staatsmann, geb. 5. Mai 1828 in Frankfurt a. O., gest. 15. März 1900 auf seinem Gute Karzin in Pommern, studierte die Rechte, trat 1854 in den Staatsverwaltungsdienst, war 1860–66 Landrat in Demmin, 1867–71 vortragender Rat im Bundeskanzleramt, wurde 1871 Regierungspräsident in Gumbinnen und 1874 in Metz. 1873–91 wiederholt Reichstagsmitglied, schloß er sich den Deutschkonservativen an, wurde 1877 Oberpräsident von [469] Schlesien und trat 14. Juli 1879 als Nachfolger Falks an die Spitze des Kultusministeriums, das er in konservativem Sinne verwaltete. Durch Erlaß vom 21. Jan. 1880 führte er in den preußischen Schulen eine vereinfachte deutsche Rechtschreibung ein. Nachdem P. 18. Juni 1881 an Stelle des Unterrichtsministeriums das des Innern übernommen hatte, ward er 11. Okt. Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, unter Kaiser Friedrich III. aber 8. Juni 1888 entlassen. Domherr von Merseburg geworden, verwaltete P. 1891–99 das Oberpräsidium von Pommern.

2) Maximilian von, Staatssekretär für Elsaß-Lothringen, geb. 28. Juni 1831, gest. 6. März 1906 in Baden-Baden, studierte die Rechte, trat 1852 in den preußischen Staatsjustizdienst, ward 1858 Gerichtsassessor und 1861 Kreisrichter in Fraustadt, wo er 1867 zum Mitgliede des Abgeordnetenhauses (bis 1871) und des Reichstags (bis 1881) gewählt wurde; er gehörte zur nationalliberalen Partei. Bei der Organisation der Justizverwaltung in Elsaß-Lothringen ward er Appellationsgerichtsrat in Kolmar und 1877 erster Generaladvokat des Reichslandes, im Juli 1879 Unterstaatssekretär für Justiz und Kultus, 1889 Staatssekretär und nahm als solcher Mitte Juli 1901 seinen Abschied. – Seine Gemahlin Alberta von P., geborne Weise, geb. 5. Mai 1849 in Großglogau, hat sich als Schriftstellerin besonders durch Übersetzungen aus dem Französischen (Alfred de Musset), das historische Drama »Kaiser Otto III.« (Glogau 1883) und »Dichtungen« (Leipz. 1885), »Akkorde und Gesänge« (Straßb. 1889), »Offenbarungen« (Stuttg. 1894), »Aus Vergangenheiten«, elsässisches Balladenbuch (Straßb. 1899), »Die Ära Manteuffel. Federzeichnungen aus Elsaß-Lothringen« (Stuttg. 1904), die Dichtungen »Jenseits des Lärms« (Berl. 1904) und eine biographische Würdigung Gabriele d'Annunzios (in Brandes' Sammlung »Die Dichtung«, das. 1904) bekannt gemacht. In ihrer Poesie ist glühende Leidenschaft der am meisten hervorstechende Zug.

3) Jesco von, Gouverneur von Kamerun, Sohn von P. 1), geb. 1855, studierte die Rechte, trat als Referendar in den preußischen Staatsdienst, wurde 1883 dem deutschen Konsulat in Chicago zur Beschäftigung überwiesen und nach vorübergehender Tätigkeit im Auswärtigen Amt im Mai 1885 als interimistischer Kanzler nach Kamerun gesandt. Später wurde er Konsul in Lagos, unternahm 1889 eine mühevolle Reise auf dem Niger zum Schutz der deutschen Interessen, verwaltete seit 1891 als Landeshauptmann das Schutzgebiet Togo und war seit August 1895 Gouverneur von Kamerun, für dessen Erforschung und wirtschaftliche Erschließung er mit Erfolg tätig war. Aber zu große Strenge bei Aburteilung fortgesetzter Verleumdungen und Beleidigungen der Dualahäuptlinge Dika Akwa und Genossen (1905) u. a. verursachten Anfang 1906 seine Abberufung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 469-470.
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