Falk

[288] Falk, 1) Johannes Daniel, deutscher Schriftsteller, geb. 28. Okt. 1768 in Danzig, gest. 14. Febr. 1826, bezog 1792 die Universität Halle, um Theologie zu studieren, privatisierte seit 1798 in Weimar und wurde 1806 nach der Schlacht bei Jena wegen seiner Verdienste um Stadt und Land vom Herzog zum Legationsrat ernannt und mit einem Jahresgehalt bedacht. 1813 stiftete er die »Gesellschaft der Freunde in der Not« zum Zweck der Heranbildung verlassener und verwahrloster Kinder. Später kam durch seine[288] Bemühungen die Gründung einer Schulanstalt zustande, die 1829 in eine öffentliche Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder verwandelt wurde und noch den Namen Falksches Institut führt. Als Schriftsteller trat er zuerst in der Satire auf und gehörte der ältern Richtung an, die eine gewisse gemütliche Allgemeinheit der Satire pflegte und beim Mangel konkreter Züge selten scharf und treffend war. Hierher gehört vor allem sein »Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire« (Leipz., später Weim. 1797 bis 1803,7 Jahrgänge). Von seinen übrigen Schriften verdient eine Bearbeitung des Plautinischen »Amphitruo« (Halle 1804) Erwähnung. Seine »Kleinen Abhandlungen, die Poesie und Kunst betreffend« (Weim. 1803), seine Zeitschrift »Elysium und Tartarus« (das. 1806) und sein nachgelassenes Werk »Goethe aus näherm persönlichen Umgang dargestellt« (das. 1832, 3. Aufl. 1856) enthalten interessante Mitteilungen über das literarische Leben in Weimars Glanzzeit (vgl. dazu K. Francke, Zur Kritik von Falks Goethe-Erinnerungen, in der »Vierteljahrschrift für Literaturgeschichte«, Bd. 5, 1892, und S. Schultze, F. und Goethe, Halle 1900). Seine »Auserlesenen Schriften« wurden herausgegeben von Wagner (Leipz. 1819, 3 Bde.); seine »Satirischen Werke« erschienen gesammelt in 7 Bänden (das. 1817 u. 1826); sein »Geheimes Tagebuch, oder Mein Leben vor Gott« veröffentlichte S. Schultze (Halle 1898–1900, 2 Hefte). Vgl. »Johannes F., Erinnerungsblätter aus Briefen und Tagebüchern, gesammelt von seiner Tochter Rosalie F.« (Weim. 1868); Heinzelmann, Johannes F. und die Gesellschaft der Freunde in der Not (Erfurt 1879); A. Stein (H. Nietschmann), Joh. F. (Halle 1881); Metzler, Joh. F. (Hannov. 1882).

2) Adalbert, preuß. Staatsmann, geb. 10. Aug. 1827 zu Metschkau in Schlesien, gest. 7. Juli 1900 in Hamm, studierte die Rechte, trat in den Justizdienst, bearbeitete als Staatsanwalt das für Juristen wichtige Ergänzungswerk zum allgemeinen Landrecht in der 4. Auflage, das sogen. »Fünfmännerbuch« (ursprünglich hrsg. von Gräff, Koch, Wentzel, Rönne und Heinrich Simon), und wurde deshalb in das Justizministerium berufen. Unter dem neuen Justizminister Lippe 1862 zum Appellationsgerichtsrat in Glogau ernannt, ward F. von Leonhardt in das Ministerium zurückberufen und zum vortragenden Rat befördert. 1871 Bevollmächtigter der Regierung im Bundesrat und Mitglied der Kommission für die deutsche Zivilprozeßordnung, erhielt F. nach dem Rücktritt des Ministers v. Mühler das Kultusministerium (22. Jan. 1872) und damit die Aufgabe, der katholischen Kirche gegenüber die unveräußerlichen, seit Eichhorn geschmälerten Hoheitsrechte des Staates wieder geltend zu machen. F. löste die Aufgabe durch die sogen. Maigesetze unter heftigem Widerspruch der Klerikalen, allerdings ohne den passiven Widerstand des katholischen Klerus zu brechen. Durch das Schulaufsichtsgesetz befreite er die Volksschule von dem Einfluß der Kirche, vermehrte durch Erhöhung der Gehalte, Vermehrung der Seminare und zweckmäßige Organisation die Zahl der Lehrer und der Schulklassen sehr beträchtlich und setzte der Polonisierung der katholischen Schulkinder in Posen und Westpreußen ein Ziel. Die Universitäten versah er mit reichlichern Mitteln, erhöhte die Ausgaben für die Pflege der Kunst, aber ein Unterrichtsgesetz, welches das Schulwesen fortan gegen Verwaltungswillkür sicherstellen sollte, scheiterte 1876 an den dadurch erwachsenden Mehrkosten. Der evangelischen Kirche Preußens gab F. durch die 1875 von einer außerordentlichen Generalsynode gebilligte und 1876 vom Landtage genehmigte Synodalverfassung für die acht alten Provinzen eine selbständige Stellung, erregte aber damit den Unwillen der orthodoxen Hofpredigerpartei, die erst den von F. berufenen Präsidenten des Oberkirchenrats, Herrmann, stürzte, dann F. selbst 1878 zum Abschiedsgesuch nötigen wollte. Blieb F. 1878 noch im Amte, so nahm er im Juli 1879 den Abschied, als Bismarck aus Anlaß der Zolltarifsverhandlungen im Reichstag sich der Zentrumspartei näherte, und betätigte sich nur noch parlamentarisch. Seit 1858 dem Abgeordnetenhaus angehörend, ward er 1867 in den konstituierenden Reichstag und seit 1873 wiederum gewählt, zog sich aber nach seiner Ernennung zum Präsidenten des Oberlandesgerichts in Hamm 1882 vom politischen Leben ganz zurück. Eine Sammlung seiner »Reden 1872–1879« (Berl. 1880) blieb unvollendet. Vgl. H. R. Fischer, Adalbert v. F., Preußens einstiger Kultusminister (Hamm 1901).

3) Max, hervorragender ungar. Politiker und Nestor der ungarischen Publizisten, geb. 7. Okt. 1828 in Pest, machte seine Studien daselbst und in Wien und begann 1844 seine schriftstellerische Laufbahn als Mitarbeiter des »Ungar« und der »Életképek« und war auch als Übersetzer tätig. 1847 siedelte er nach Wien über, wo er 1848 beim radikalen »Studentenkurier«, beim »Freimütigen« und in der »Österreichischen Zeitung« beschäftigt war und seit 1856 als Mitarbeiter des »Wanderer« und (seit 1852) des in Pest erscheinenden »Pesti Napló« die Sache Ungarns und späterhin den Dualismus vertrat. Ende der 50er Jahre gewann er das Vertrauen des in Döbling internierten Grafen Széchényi und Fr. Deáks. 1866 und 1867 hielt er der Königin Elisabeth Vorträge über die ungarische Literatur. Seit 1868 leitet F. die Redaktion des »Pester Lloyd« und ist seit 1869 eins der hervorragendsten liberalen Mitglieder des ungarischen Parlaments. In der Delegation fungiert F. seit Jahrzehnten als Berichterstatter für die auswärtigen Angelegenheiten, und zahlreiche Adressen des Reichstags entstammen seiner Feder; auch war er als Berichterstatter der Quotenkommission tätig. Gegenwärtig ist er Vorsitzender des Budgetausschusses. Der Verein der ungarischen Journalisten wählte ihn bei der Gründung zum Präsidenten. Er schrieb: »G raf Széchényi und seine Zeit« (1868), eine Reihe von Studien zur ungarischen Geschichte in der »Österreichischen Revue«, »Erinnerungen an Königin Elisabeth« (1898) und »Zeit- und Charakterbilder« (in ungar. Sprache, 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 288-289.
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