Dekabristen

[595] Dekabristen (Dezembermänner, v. russ. dekabrj, Dezember), die Teilnehmer des Aufstandes gegen den Zaren Nikolaus I. am 26. Dez. 1825, eine Anzahl von Gardeoffizieren, die sich in Frankreich 1814 und 1815 mit revolutionären Ideen erfüllt hatten und die unsichern Verhältnisse nach dem Tod Alexanders I. (1. Dez. 1825) benutzen wollten, um eine freie Verfassung durchzusetzen. Geheimbünde, hauptsächlich der »des Nordens« unter Fürst Trubetzkoi in Petersburg und der »des Südens« unter dem Obersten v. Pestel, wirkten in der Armee. Der Umstand, daß man von der Thronentsagung des ältesten kaiserlichen Bruders, des Großfürsten Konstantin, damals Vizekönigs in Polen, unter dem Volke nichts wußte, schien für ihre Absicht günstig; sie stellten ihn als den rechtmäßigen Thronfolger, den zweiten Bruder Alexanders, Nikolaus, aber als Usurpator hin. Unter dem Vorwande, die Rechte des erstern zu verteidigen, führten die D. die Gardetruppen gegen das Winterpalais. Der Aufstand, dem es an sicherer Leitung fehlte (Fürst Trubezkoi war nirgends zu sehen), wurde von Nikolaus mit Kartätschen niedergeschlagen, der Bund im Süden gleichfalls unterdrückt. Oberst Pestel, Oberst Murawjew-Apostol, Rylejew u. a. wurden gehenkt, die übrigen Verhafteten, gegen 120, meist nach Sibirien geschickt. Vgl. die anonyme, Korffs offizielle Darstellung berichtigende Schrift des Barons Andreas v. Rosen (s.d.): »Aus den Memoiren eines russischen Dekabristen« (2. Aufl., Leipz. 1874), und Schiemann, Die Ermordung Pauls I. und die Thronbesteigung Nikolaus' I. (Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 595.
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