Dilatation [2]

[8] Dilatation (lat.), die künstliche Erweiterung des Muttermundes und des Gebärmutterhalses. In der Gynäkologie kommt die D. zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken zur Anwendung, um einen bequemen Zugang zur Gebärmutterhöhle für den Finger oder für Instrumente, bez. Medikamente zu schaffen. Sie kann langsam oder schnell, unblutig oder blutig vorgenommen werden. Unblutige Mittel sind: 1) Quellmittel, wie Preßschwamm, Laminaria und Tupelo; 2) Dilatatoren in Form von sperrenden Zangen oder von konischen Bougies aus Hartgummi oder Metall; 3) Einführen von aseptischer Gaze in die Gebärmutter. Blutige Mittel: Einschneiden mit Messer oder Schere. Bei der Geburtshilfe benutzt man die D. des Halskanals, um die Geburt zu beschleunigen oder zu beenden, und wendet in der Regel elastische Ballons (Kolpeurynter, s. d.) an. – Eine D. der Harnröhre wird notwendig, wenn, in der Regel nach Tripper, durch die entzündliche Affektion der Harnröhrenschleimhaut, auch durch die Anwendung zu stark ätzender Einspritzungen sich narbige Schrumpfungen der Harnröhre gebildet haben und die Urinentleerung behindern. Die D. der Harnröhre geschieht unblutig und allmählich, indem man den dünnsten Katheter oder das dünnste Bougie, das die Striktur noch eben passiert, einführt, 1/4 bis eine Stunde liegen läßt und am nächsten Tage die nächst stärkere Nummer der Bougies u.s.f. hindurchbringt. Katheter und Bougies müssen völlig aseptisch sein, da sonst Infektionen der Harnwege auftreten. Durch unvorsichtiges oder unkundiges Einführen von Instrumenten können »falsche Wege« entstehen, d.h. diese in das die Harnröhre umgebende Gewebe hineingebohrt werden. Die Sprengung einer Striktur durch besondere Dilatatorien ist wie das forcierte Katheterisieren, bei dem man in einer Sitzung eine ganze Reihe immer stärker werdender Bougies einführt, weniger empfehlenswert. Mißlingt die Einführung von Bougies oder Kathetern gänzlich, so muß der innere oder äußere Harnröhrenschnitt ausgeführt werden. Mit D. werden auch verschiedene krankhafte Zustände bezeichnet, namentlich: D. der Blutadern oder Venen, s. Krampfadern; D. des Herzens oder einer Herzkammer, s. Herzerweiterung; D. der Mastdarmvenen, s. Hämorrhoiden; D. der Samenstrangvenen, s. Krampfaderbruch: D. einer Schlag- oder Pulsader oder vieler Schlagadern an einem Punkte (Aneurysma cirsoideum), s. Aneurysma. – Über D. der Pupille s. Iritis.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 8.
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