Doré

[130] Doré, Gustave, franz. Maler und Illustrator, geb. 6. Jan. 1833 in Straßburg, gest. 23. Jan. 1883 in Paris, zeigte schon als Knabe ein bedeutendes Zeichentalent, kam mit 13 Jahren nach Paris und war mit 15 Jahren bereits als Illustrator am »Journal pour rire« tätig. Zugleich stellte er in den Salons landschaftliche Federzeichnungen aus. 1854 gab er sein erstes Illustrationswerk, Zeichnungen zu Rabelais' »Gargantua et Pantagruel«, heraus, dem eine lange Reihe von umfangreichen Zyklen folgte, unter denen die Illustrationen zu Eugen Sues »Ewigem Juden«, zu Perraults »Märchen«, zu Dantes »Hölle« (1861), zum »Don Quichotte« (1863), zur »Bibel« (1865), zu den »Fabeln« Lafontaines (1867), zu Ariost (1879) hervortreten. Durch den Reichtum der aufgewendeten Phantasie und durch die technische Ausführung in Holzschnitt, die durch die von D. herangebildeten Xylographen Pisani und Pannemaker den verwegensten malerischen Effekten des Künstlers gerecht wurde, erwarben sie eine große Popularität und eine weite Verbreitung in Frankreich, Deutschland, England etc. Der unerschöpfliche Reichtum seiner Phantasie und die Leichtigkeit seines Schaffens verführten ihn zuletzt zu Maßlosigkeiten und Bizarrerien, die namentlich seine letzte größere Arbeit, die Zeichnungen zu Ariosts »Rasendem Roland«, entstellen. Der Mangel an gründlicher künstlerischer Bildung offenbarte sich nicht so sehr in seinen Zeichnungen als in seinen Gemälden, die er gern in kolossalem Maßstab ausführte. Über eine grobe stoffliche oder koloristische Wirkung kam er dabei nicht hinaus. Auch gebrach es ihm an Wahrheit und Tiefe der Empfindung, die sich bei Gemälden wie Francesca von Rimini (1861), Tod des Orpheus (1869), christliche Märtyrer im Zirkus (1874), Moses vor Pharao (1878) nicht entbehren lassen. Daneben war D. auch als Bildhauer tätig, und hier machte sich seine mangelhafte Formenkenntnis am empfindlichsten geltend. Neben einer Statue der Nacht und einer Parze mit Amor ist eine kolossale, am Körper mit zahlreichen Genien und Tieren belebte Vase hervorzuheben, in der sich seine Phantasie von ihrer besten Seite zeigt. Vgl. Delorme, Gustave D., peintre, sculpteur, dessinateur, graveur (Par. 1879); Roosevelt, G. D., life and reminiscences (Lond. 1885; franz. von Du Seigneux, Par. 1887); Jerrold, Life of G. D. (Lond. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 130.
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