Elektromēter

[683] Elektromēter (griech.), Meßwerkzeug für elektrische Spannungen (elektrische Potentiale), von gleicher Einrichtung wie das Elektroskop (s. d.). Um die Größe der Spannung der Elektrizität durch die Divergenz der Pendel messen zu können, ist unten an den Pendeln ein Gradbogen angebracht (s. Abbildung), an dem man die Größe des Ausschlags der Pendel ablesen kann.

Elektrometer.
Elektrometer.

Das Henleysche Quadrantelektrometer, das man gewöhnlich am Konduktor der Elektrisiermaschine anbringt, um die Stärke der Ladung zu erkennen, ist ein einfaches, leicht bewegliches Pendel, das im unelektrischen Zustand senkrecht neben einer Metallstange hängt, die auf den Konduktor aufgesetzt wird. Bei der Ladung des Konduktors wird das Pendel von der Stange abgestoßen, und die Größe der Divergenz mißt man nun an einem Gradbogen, der auf einem an der Stange befestigten Streifen von Glas oder Elfenbein angebracht ist. Sehr handliche und brauchbare Formen sind Exners E. für geringere und Brauns E. für höhere Spannungen.

Örstedt, Peltier, Dellmann, Thomson und Romershausen haben E. nach dem Prinzip der Drehwage konstruiert, die sich durch große Empfindlichkeit auszeichnen. Im Glasgehäuse des Dellmannschen Elektrometers hängt an einem Kokonfaden eine horizontale metallene Nadel, deren Mitte in dem Ausschnitt eines von der Seite in das Gehäuse hineinragenden Metallstreifens liegt, der so gebogen ist, daß die Nadel in der Ruhelage sich mit der einen Hälfte an die eine, mit der andern Hälfte an die andre Seite des Metallstreifens anlegt. Wird letzterer elektrisch gemacht, so geht ein Teil seiner Ladung auf die Nadel über, und diese wird um so weiter abgestoßen, je stärker die Ladung ist. Durch R. Kohlrausch wurde das Dellmannsche E. wesentlich vervollkommt. In seinem Sinuselektrometer hat Kohlrausch zur Messung der elektrischen Spannungen statt der Torsion eines Fadens die Richtkraft des Erdmagnetismus verwendet, indem er die an einem Faden hängende Messingnadel durch eine auf einer Spitze spielende Magnetnadel ersetzte. Im Thomsonschen Quadrantenelektrometer schwebt eine leichte Aluminiumplatte in Biskuitform an einem Glasfaden über vier voneinander isolierten, in einer Ebene liegenden Messingquadranten. Wird der Aluminiumplatte eine bestimmte geringe elektrische Ladung erteilt, und verbindet man zwei gegenüberliegende Quadranten mit der zu messenden Elektrizitätsquelle, das andre Quadrantenpaar aber mit der Erde, so wird die Aluminiumplatte abgelenkt und begibt sich über dasjenige Quadrantenpaar, dessen Elektrizität mit der ihrigen ungleichnamig ist. Das Wageelektrometer von W. Thomson mißt durch Gewichte, also in absolutem Maß, die Anziehung zwischen zwei parallelen Platten, deren eine ein konstantes Potential hat, während die andre, die horizontal am einen Ende eines Wagbalkens hängt, mit dem Körper, dessen Potential gemessen werden soll, in Verbindung steht. Da die elektrische Dichte auf einer kreisrunden Scheibe in der Nähe des Randes sehr rasch zunimmt, läßt man die am Wagbalken hängende Scheibe innerhalb eines mit ihr leitend verbundenen Ringes (Schutzring) schweben; so bildet sie nur den mittlern Teil einer größern Platte, auf dem die Verteilung der Elektrizität als gleichförmig angesehen werden kann. Die andre Platte wird von untenher bis auf einen zu messenden Abstand so weit genähert, daß die elektrische Anziehung zwischen den beiden Platten der Schwerkraft, welche die Scheibe aus dem Schutzring herauszuheben strebt, das Gleichgewicht hält. Kapillarelektrometer s. d. Über das Säulenelektrometer s. Zambonische Säule.

E. für technischen Gebrauch nennt man elektrostatische Voltmeter. Die Eichung kann mit Hilfe von Normalelementen ausgeführt werden, z. B. beim Quadrantenelektrometer, indem man die Quadrantenpaare mit den Klemmen der aus hintereinander geschalteten Elementen gebildeten Säule verbindet und die Zahl der Elemente ändert. Verbindet man sie mit den Klemmen eines Rheostaten, durch den ein Strom von bekannter Stärke fließt, so ist der Ausschlag nach dem Ohmschen Gesetz (s. d.) gleich dem Produkt von StromstärkeWiderstand. Nach diesem Prinzip kann eine Spannung, z. B. eines Elements, auch ohne E. gemessen werden. Man ersetzt letzteres durch das gegebene Element und zwar so, daß dessen elektromotorische Kraft dem Strom entgegenwirkt. Durch Regulieren am Rheostaten kann man vollständige Kompensation erreichen, so daß ein eingeschaltetes Galvanometer keinen Strom anzeigt. Dann ist die elektromotorische Kraft des Elements = Stromstärke[683] Widerstand (Kompensationsverfahren). Vgl. Heydweiller, Hilfsbuch für die Ausführung elektrischer Messungen (Leipz. 1892); F. Kohlrausch, Lehrbuch der praktischen Physik (9. Aufl., das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 683-684.
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