Erler

[53] Erler, 1) Franz Christoph, Bildhauer, geb. 5. Okt. 1829 zu Kitzbühel in Tirol, kam 1850 zu einem Holzschnitzer in Kufstein in die Lehre, besuchte die dortige Zeichenschule und war dann eine Zeitlang in der Holzschnitzerei für kirchliche Zwecke tätig. Zur Fortsetzung seiner Studien ging er nach Innsbruck und dann nach Wien, wo er bis 1860 die Akademie besuchte. Hier entfaltete er im Anschluß an die kirchliche Skulptur des Mittelalters eine umfangreiche Tätigkeit in der Ausschmückung von Kirchen u. dgl. Für die neue Kirche in Altlerchenfeld fertigte er Statuetten von Holz, für die Kirche in Vöslau Sandsteinfiguren, für die Ruhmeshalle im Arsenal die Marmorstatue des Grafen Niklas Salm (1871), für die neue Kirche in der Brigittenau sämtliche dekorative Figuren (1873), ebenso für die Votivkirche die Figuren der Apostel, ferner Statuen für den Stephansdom, das Stift Klosterneuburg und das Rathaus zu Wien.

2) Georg, Geschichtsforscher, geb. 1. Jan. 1850 in Krögis bei Meißen, studierte Geschichte, ward 1873 Lehrer am Nikolaigymnasium in Leipzig, habilitierte sich hier 1884 für Geschichte, ward 1890 außerordentlicher Professor, 1892 ordentlicher Professor der Geschichte in Königsberg und Ende 1902 in Münster. E. gab mehrere Schriften Dietrichs von Nieheim (s.d.) heraus und schrieb: »Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ausgange des Mittelalters in den Erzählungen deutscher Geschichtschreiber« (Leipz. 1882–1884, 3 Bde.); »Dietrich von Nieheim. Sein Leben und seine Schriften« (das. 1887); »Die Matrikel der Universität Leipzig« (im »Codex diplomaticus Saxoniae regiae«, das. 1895–97, Bd. 1 u. 2); »Geschichte der abendländischen Kirchenspaltung von der Wahl Urbans VI. bis zur Berufung des Konstanzer Konzils« (Stuttg. 1904, 2 Bde.). Auch an Gebhardts »Handbuch der deutschen Geschichte« (2. Aufl., Stuttg. 1901) ist E. mit drei Abschnitten beteiligt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 53.
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