Exsudāt

[228] Exsudāt (lat., »Ausgeschwitztes, Ausschwitzung«), Substanzen, die bei Gelegenheit einer Entzündung aus den Blutgefäßen des Erkrankungsherdes austreten und sich z. T. (weiße Blutkörperchen) außerhalb der Gefäße weiter vermehren können. Das E. besteht also aus gewissen Bestandteilen des Blutes, unterscheidet sich aber, auch in seiner chemischen Zusammensetzung, von den im Laufe des normalen Ernährungsvorganges aus den Blutgefäßen in die Gewebe übertretenden Säften (dem Gewebssaft, der Lymphe), wie auch von dem wässerigen Transsudat, das bei der Wassersucht aus den Gefäßen austritt und sich in den Gewebslücken anhäuft. Der Unterschied zwischen E. und Transsudaten ist indessen nicht scharf zu ziehen, da es sich um quantitative und nicht um wesentliche Differenzen handelt. Die Beschaffenheit der ausgeschwitzten Flüssigkeit ist 1) entweder rein wässerig und enthält einige Salze und mehr oder weniger Eiweiß gelöst, oder 2) fibrinös, oder 3) eiterig, oder 4) blutig. Das E. wird in die Maschen der Gewebe selbst abgesetzt, wie bei der Rose, bei eiterigen Haut- und Zellgewebsentzündungen, bei Blasen- und Pustelbildungen, oder es wird auf freie Oberflächen seröser oder mit Schleimhaut ausgekleideter Höhlen ergossen, wie bei der Brustfell-, Herzbeutel-, Bauchfell- und Gehirnentzündung oder beim Krupp des Kehlkopfes, bei fibrinösen und choleraähnlichen Ergüssen auf die freie Oberfläche des Darmes (vgl. Entzündung). Jedes E. kann beim Nachlassen der zugrunde liegenden Entzündung aufgesogen (resorbiert) werden und so zur Heilung gelangen; am leichtesten geschieht dies mit rein wässerigen Abscheidungen. Ist die Resorption unvollständig, so kann das E. zu einer bindegewebigen Haut oder Schwiele umgebildet werden. Die Bezeichnung »diphtheritisches E.« ist nur z. T. richtig, da die bei dieser Krankheit im Rachen etc. gebildeten Schorfe nur teilweise aus E., zum andern Teil aus abgestorbenem Gewebe bestehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 228.
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