Falloux

[300] Falloux (spr. -lū), Alfred Frédéric Pierre, Graf von, franz. Historiker und Staatsmann, geb. 7. Mai 1811 in Angers, gest. daselbst 6. Jan. 1886, huldigte streng legitimistischen und klerikalen Anschauungen und ward besonders begünstigt von der einflußreichen russischen Konvertitin S. Swjetschin (s.d.), deren TagebuchJournal de sa conversion«, 1863) und BriefeLettres inédites«, 5. Aufl. 1881, 3 Bde.; Briefwechsel mit Lacordaire, 2. Aufl. 1864, 4 Bde.) er später neben ihrer BiographieMadame Swetchine, sa vie et ses œuvres«, 1859, 2 Bde.; 18. Aufl. 1907; deutsch von Hahn, Regensb. 1860) herausgab. Nachdem er durch seine »Histoire de Louis XVI« (1840, 6. Aufl. 1881) seinen legitim-monarchischen, durch die »Histoire de saint Pie V« (1846, 4. Aufl. 1869; deutsch, Regensb. 1873) seinen papistischen Grundsätzen Ausdruck gegeben, auch als Mitarbeiter an den »Annales de la Charité« seine kirchenfreundliche Gesinnung bezeugt hatte, verteidigte er als Deputierter (seit 1846) die sogen. Lehrfreiheit, 1848 wurde er Mitglied der Konstituierenden Versammlung und betrieb eifrig die Expedition nach Rom. Unter der Präsidentschaft Louis Napoleons zum Minister des Unterrichts befördert (Dezember 1848), verfaßte er das vielberufene klerikale Unterrichtsgesetz, trat aber noch vor dessen Erlaß im Oktober 1849 zurück. 1856 nahm ihn die Akademie unter ihre Mitglieder auf. Auch als Mitglied der Nationalversammlung seit 1871 trat er für den Klerikalismus ein, zerfiel aber mit seinen legitimistischen Freunden, als er sich gegen eine absolutistische Monarchie erklärte und den Grafen Chambord zur Anerkennung der Trikolore aufforderte (1872). Von seinen Schriften sind außer den oben genannten noch zu erwähnen: »Souvenirs de charité« (Tours 1857, neue Ausg. 1893); »Dix ans d'agriculture« (1863); »La convention du 15 septembre« (1864); »Itinéraire de Turin à Rome« (1865); »Questions monarchiques. Lettres à M. Laurentie« (1873); »Augustin Cochin« (1874, 4. Aufl. 1884); »L'évêque d'Orléans« (1879); »Discours et mélanges politiques« (1882, 2 Bde.); »Études et souvenirs« (1885) und die nach seinem Tode veröffentlichten »Mémoires d'un royaliste« (1888, 2 Bde.). Vgl. Du Saussois, Le comte de F. (Par. 1886); E. Veuillot, Le comte de F. et ses mémoires (das. 1888). – Sein Bruder Frédéric, geb. 1815, war Kardinal, starb 1884 in Frascati.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 300.
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