Faserpflanzen

[344] Faserpflanzen (hierzu Tafel »Faserpflanzen I u. II« mit Text), Pflanzen, die zur Darstellung von Gespinsten, Geflechten, Seilerwaren und als Polstermaterial taugliche Fasern liefern, finden sich in zahlreichen Pflanzenfamilien und bilden, soweit sie größere Wichtigkeit besitzen, den Gegenstand ausgedehnter Kulturen. Die wichtigsten F. gehören zu den Malvazeen (Gossypium-Arten liefern die Baumwolle, Hibiscus-Arten den Gambohanf; auch sind Abelmoschus tetraphyllus, Sida retusa, Thespesia lampas u. Urena sinuata zu erwähnen), den Morazeen (Hanf von Cannabis sativa), Linazeen (Flachs, Linum usitatissimum), Tiliazeen (Jute von Corchorus-Arten), den Urtikazeen (Chinagras und Ramié von Boehmeria-Arten, Nesselfasern von Urtica-Arten), den Palmen (Arenga, Caryota, Piassava von Attalea funfera, Kokosfaser von Cocos nucifera, Raphiabast von Raphia Ruffia etc.), den Musazeen (Manilahanf von Musa-Arten), den Bromeliazeen (Agavefasern von Agave-Arten, Ananasfasern von Ananassa sativa. Silkgras von Bromelia karatas, Tillandsiafaser von Tillandsia usneoides), den Liliazeen (neuseeländischer Flachs von Phormium tenax, Henequen oder Sacci von Agave rigida, Mauritiushanf von Fourcroya foetida), den Leguminosen (Sunn von Crotalaria juncea, auch Spartium-Arten). Erwähnung verdienen ferner: die Bombazeen mit Ceiba pentendra und Ochroma Lagopus, die Datiskazeen mit Datisca cannabina, die Kordiazeen mit Cordia latifolia, die Asklepiadazeen mit Beaumontia grandiflora, Calotropis gigantea, Asclepias-Arten etc., die sämtlich vegetabilische Seide liefern, die Morazeen mit Broussonetia-Arten, die Pandanazeen mit Pandanus odoratissimus und die Gramineen mit dem Espartogras (Stipa tenacissima). Weitaus die größte Bedeutung von allen haben aber Baumwolle, Flachs und Hanf, denen sich noch die Jute anschließt. Die übrigen Spinnfaserpflanzen, z. T. seit alter Zeit im Gebrauch, haben in der neuern Industrie doch erst angefangen, einen Platz sich zu erobern, was der Jute, in gewissem Grad auch dem Chinagras, Ramié, der Piassava, der Agavefaser, dem Manilahanf, der Kokosfaser und einigen andern bereits gelungen ist und voraussichtlich noch weiter gelingen wird. Beherrscht Nordamerika durch seine Baumwolle das ganze Gebiet, so wird es doch an Mannigfaltigkeit der dargebotenen Fasern weit übertroffen von Asien, speziell von Indien, woher wir wohl die wichtigsten Bereicherungen auch ferner noch zu erwarten haben. Einige der wichtigsten F. sind auf beifolgenden Tafeln abgebildet und beschrieben. Vgl. Royle, The fibrous plants of India (Lond. 1855); Wiesner, Beiträge zur Kenntnis der in dischen Faserpflanzen (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. 62); Derselbe, Rohstoffe des Pflanzenreichs, Bd. 2 (2. Aufl., Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 344.
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