Fernando Po

[434] Fernando Po (oder Póo), span. Insel an der westafrikanischen Küste (s. die Karten bei »Guinea« und »Kamerun«) in der Bai von Biafra, Kamerun gegenüber, unter 3°12'–3°47' nördl. Br., 1998 qkm groß. Die vulkanische Insel bildet ein 43 km langes, 27 km breites Viereck, das steil vom Meer aufsteigt. Sie wird von zwei von vielen Bächen tief zerschnittenen Bergketten durchzogen, einer nördlichen mit dem Kraterberg Clarencepik oder Pico Santa Isabel (2850 m) und einer weit niedrigern südlichen, und ist meist mit dichtem Urwald (Ebenholz, Lignum vitae, Kampescheholz) bedeckt. Das Klima ist äußerst ungesund; Jahrestemperatur 25,6°, Maximum (Januar) 25,7°, Minimum (September) 23,6°. In dem meist sehr fruchtbaren Boden werden Mais, Reis, Bananen, Maniok, Yams, in den Plantagen Kakao, Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle, Chinarinde, Indigo, Tabak gebaut. Es gibt schöne, von Europäern eingeführte Rinderherden, das Meer ist sehr fischreich. Der einzige Ausfuhrartikel ist Palmöl. Die Einwohner, ca. 25,000 Köpfe, sind außer wenigen Europäern und Mischlingen eingewanderte Bantuneger vom Stamme der Bube (Bubies), die sich durch gelbe Hautfarbe, leicht gekräuseltes Haar und muskulösen, wohlgebildeten Körperbau auszeichnen. Auf dem Kopfe tragen sie ein in Narben bestehendes Stammesabzeichen. Sie leben völlig unabhängig unter Häuptlingen im bergigen, schwer zugänglichen Binnenland. Sie bilden den nordwestlichsten Zweig des großen Bantusprachstammes. Christianisierungsversuche hatten geringen Erfolg. Der Hauptort Santa Isabel (früher Clarencetown), Sitz des Gouverneurs, zählt 1300 Einw., darunter 50 Weiße. – Die Insel wurde 1469, nach andern 1471 oder 1486 von dem Portugiesen Fernão do Po entdeckt, der sie Formosa (die Schöne) nannte; Portugal gründete auf der Ostküste eine Ansiedelung, trat die Insel aber 1778 an Spanien ab. Doch schon nach drei Jahren verließen die letzten spanischen Kolonisten die Insel, die ganz in Vergessenheit geriet, bis England 1827 mit Zustimmung Spaniens die Niederlassung Clarencetown zur Bewachung der Sklavenküste und des Nigerdeltas sowie als Handels- und Missionsstation errichtete, sich aber 1845, als Spanien die Insel reklamierte, wieder zurückzog. England und die Vereinigten Staaten haben Kohlenstationen in Santa Isabel; 1882 erwarb auch Deutschland das Recht zur Anlage einer solchen an der Bucht Carboneras oder Gravinas. Vgl. San Javier, Tres añosen Fernando Póo (Madr. 1875); Baumann, Eine afrikanische Tropeninsel: F. und die Bube (Wien 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 434.
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