Fliegender Fisch [2]

[693] Fliegender Fisch (Fliegen der Hering, Flederfisch, Flugfisch, Flughahn, Exocoetus L.), Gattung der Pharyngognathi und der Familie der Hornhechte (Scomberesocidae), dem Hering ähnliche, aber gedrungener gebaute Fische mit stark entwickelten, zugespitzten, ziemlich frei beweglichen Brustflossen, unterhalb dieser eingelenkten Bauchflossen, übereinander stehenden breiten Rücken- und Afterflossen, tief gegabelter Schwanzflosse, sehr kleinen Zähnen, sehr großen Augen, ansehnlichen Kiemendeckeln, leicht abfallenden Schuppen und sehr großer Schwimmblase. Die etwa 50 Arten leben zahlreich in den wärmern Meeren, erheben sich meist nur wenig über die Oberfläche des Wassers und fallen bald wieder ein; zuweilen aber erreichen sie eine Höhe von ca. 5 m und schnellen 90–125 m weit fort. Während des Fluges haben sie Brust- und Bauchflossen ausgespannt. Der Flugfisch bewirkt wohl das Aufsteigen aus dem Wasser durch heftige, schnell wiederholte Bewegungen mit dem kräftigen Schwanz, an dem der untere Teil der Schwanzflosse weit größer ist als der obere. Durch diese Bewegungen des Schwanzes gerät der ganze Körper in Erschütterungen, die sich auch den flügelartigen Brustflossen mitteilen und hier, wo die Amplitude nach der Spitze hin zunimmt, dem Auge sichtbar werden. Diese rein passive Bewegung kann so heftig werden, daß es aussieht, als ob die Flossen geschüttelt oder geschwungen würden. Niemals jedoch tritt durch diese Bewegung unmittelbar eine Hebung der Flugbahn ein, sondern die Hebungen sind auf die Bewegung der Luft über den Wellen oder die Schwimmbewegungen[693] des Schwanzes im Wasser zurückzuführen. Hat der Fisch das Wasser völlig verlassen, so findet keinerlei Bewegung der Flossen mehr statt, während sofort, wenn der Fisch das Wasser wieder berührt, die Schwanzflosse aufs neue zu arbeiten beginnt und häufig eine abermalige Hebung veranlaßt. Das Aufsteigen aus dem Wasser geschieht häufiger gegen den Wind als mit dem Wind, auch fliegen sie gegen den Wind in der Regel weiter; das Wiedereinfallen scheint unfreiwillig zu sein. Die fliegenden Fische werden von größern Raubfischen und Seevögeln stark verfolgt, aber ihr Flug kann nicht ausschließlich als Flucht vor jenen betrachtet werden. An den Küsten Süd- und Mittelamerikas werden sie gegessen; in Brasilien dienen sie als Köder beim Angeln. Die bekannteste Art ist der Hochflieger (gemeiner f. F., E. volitans L., s. Tafel »Fische II«, Fig. 2), 30 cm lang, oben azurblau, unten silberweiß, mit durchscheinend blauen Brustflossen, im Mittelmeer. Vgl. Möbius, Die Bewegungen der fliegenden Fische (Leipz. 1878); Ahlborn, Der Flug der Fische (Hamb. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 693-694.
Lizenz:
Faksimiles:
693 | 694
Kategorien: