Flinsch

[697] Flinsch, Ferdinand Traugott, Kaufmann und Industrieller, geb. 19. Aug. 1792 in Blankenberg a. d. Saale als Sohn eines kleinen Papiermüllers, gest. 11. Nov. 1849 in Leipzig, gründete 1819 in Leipzig ein Papiergeschäft, das der damals noch wenig entwickelten deutschen Papierindustrie erheblichen Vorschub leistete und einen schnellen Aufschwung nahm. F. errichtete dann in Annaberg, Hof, Bayreuth und Straßburg kleinere und 1827 in Offenbach ein zweites großes Papierlager. Die Leitung des letztern übernahm sein Bruder Heinrich (geb. 21. März 1802, gest. 20. Juni 1865). Die kleinern Lager wurden in der Folge mit den beiden größern verschmolzen, und das Offenbacher siedelte nach Frankfurt a. M. über. An Stelle der Handarbeit führte F. in der Papierfabrik seines Vetters Keferstein in Penig den Maschinenbetrieb ein. Er lieferte bald ein vortreffliches Papier und legte 1841 in Blankenberg eine zweite Maschinenpapierfabrik an. In Leipzig erwarb sich F. große Verdienste um die Stadt: er war wiederholt Vorsteher der Handelslehranstalt, gründete die Arbeitsnachweisungsanstalt und beteiligte sich an der Gründung der Pestalozzistiftung. Blankenberg erhob sich durch ihn zu großem Wohlstand. Das Leipziger Geschäft übernahmen nach seinem Tode sein Bruder Karl August (geb. 28. Aug. 1799) und seine Söhne Gustav (gest. 21. Juli 1875), Heinrich und Alexander, das Frankfurter Haus sein Bruder Heinrich, der auch in Freiburg i. Br. eine Maschinenpapierfabrik besaß. Gustav F. erwarb 1852 die Papierfabrik Kospuden bei Leipzig. Die 1863 neugestaltete Fabrik in Penig ging 1872 an eine Aktiengesellschaft über. 1863 wurde eine Filiale des Handlungshauses in Berlin errichtet, die 1883 die Chromo- und Kartonfabrik in Weißensee erwarb. 1879 wurde die Papierfabrik in Wesenstein errichtet und 1887 ein Zweiggeschäft in Hamburg. Die Blankenberger Fabrik ging 1894 an Wiede, die Kospudener 1899 an Heinrich F. jun. über. Gegenwärtig sind die Besitzer des Hauses: Ferdinand Heinrich F. in Leipzig, Alexander Ferdinand F. in Berlin und Johannes F. in Hamburg. Das Frankfurter Geschäft, mit dem 1858–65 eine Schriftgießerei verbunden war, übernahm nach dem Tode von Heinrich F. (1865) dessen Sohn Wilhelm. Vgl. Süs, Das Handlungshaus Ferd. F. (Frankf. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 697.
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